Zum Inhalt springen
Startseite » Russland besiegen – schon wieder

Russland besiegen – schon wieder

Vor ein paar Tagen hatte ich dies hier auf X (vormals Twitter) in Anlehnung an mein letztes Video in einfacher Sprache gepostet:

Russland ist das größte Land der Welt und hat sehr viele und sehr große Atomwaffen. Die Ukraine ist im Vergleich sehr klein und hat fast nix. Das kleine Land soll nun das große Land vollständig besiegen. Das sagen die USA und weil es die USA wollen, sollen alle wollen.

Ich hatte seither keinen Zugriff auf meinen X-Account und gehe daher hier auf die gängigsten Gegenargumente ein. Vielleicht habe ich endlich eine Sprache gefunden, die die Menschen verstehen und es hat etwas Aufruhr ausgelöst. Jedenfalls hatte ich noch nie so viele Kommentare unter einem Post wie unter diesem und auch noch nie so ein Like-Kommentar-Verhältnis und das Beste sind die Leute, die erbost drunter kommentieren, warum sie so einen Schrott in der Timeline haben. Ich komm aus dem Lachen nicht mehr heraus und denk mir: „Ja, weil Du Spaßvogel das kommentierst und es damit den anderen, die das auch nicht sehen wollten, in die Timeline spülst, weshalb es jetzt ein paar hunderttausend Mal gesehen wird, statt der 200 Mal auf Telegram.“ So geht das, aus der eigenen Bubble herauszukommen. Danke!

Ich werde nicht auf einzelne Tweets antworten (kann ich ja grad gar nicht), sondern mache das gesammelt. Ich habe schon gar keine Lust auf Tweets zu antworten, die den Krieg wollen, aber nicht von der Front aus schreiben. Das empfände ich als unangemessene Wertschätzung. Wenn allerdings von den Kriegstreibern einer tatsächlich an die Front ginge, statt ukrainische Väter und Söhne dorthin zum Sterben zwangsrekrutieren zu lassen, hätte ich davor sogar so viel Respekt, dass ich eine Brieffreundschaft einginge. Wenn auch wohl nur eine sehr kurze. Die Aufenthaltsdauer neu eingetroffener Soldaten an der Front soll sich ja auf wenige Stunden belaufen. 

Viele Tweets beschäftigen sich damit, dass die Größe des Landes nicht das ausschlaggebende Kriterium sei. Viele Tweets sind aufgrund der Beleidigungen nicht zitierfähig. Ich nehme daher einen, den man zitieren kann. In dem geht es um Afghanistan. Andere haben andere Beispiele gebracht, aber im Ergebnis gilt für alle das Gleiche als Antwort: Die Ukraine ist in der Konstellation eben nicht Verteidiger, sondern Angreifer. Der FDP-Politiker Gert Wöllmann schreibt unter dem Tweet:

“Die Afghanen lachen gerade herzlich über diesen Post.”

Gemeint ist: „Weil die nämlich die Sowjetunion vertrieben haben.“ Anmerkung meinerseits: „So wie zuletzt die NATO mit ihren Superwaffen.“ Ja, die Afghanen lachen über diesen Post. Kann vielleicht daran liegen, dass die sich  guerillamäßig VERTEIDIGT haben und es nicht so einfach ist, jeden Taliban in einer Berghöhle aufzuspüren, bevor er zuschlägt. Der Sachverhalt in der Ukraine ist jedoch wie gesagt ein anderer. Will die Ukraine die verlorenen Gebiete zurückerobern, muss sie angreifen. Und als Angreifer müsste sie viermal so viele Soldaten gegen den Verteidiger Russland ins Rennen schicken. Aber die Ukraine hat weder das Material und erst recht nicht die Soldaten, weil bereits hunderttausende gestorben sind für diese nachweislich irrsinnigen Pläne des Westens. 

Andere rekurrieren darauf, dass Afghanistan für Russland ein Abnutzungskrieg war. So schreibt Emrah Erken:

“Das Sowjetreich war erheblich grösser als Russland, hatte mehr Atomwaffen und Afghanistan ist erheblich kleiner und hatte noch weniger als die Ukraine. Aufgrund des Afghanistan-Kriegs ging das Sowjetreich unter. Genau gleich soll es Putin-Russland ergehen. Daran haben Europäer ein grösseres Interesse als die Amerikaner.”

Aber sieht es hier wirklich danach aus? Die Ukraine muss die Männer gegen deren Willen und den ihrer Familien mit massiver Gewalt von der Straße wegpflücken, um sie unausgebildet zum Sterben an die Front zu schicken. Die Videos, die dazu im Netz kursieren, sind brutal. In Deutschland wird die menschenverachtende Möglichkeit diskutiert, junge Ukrainer vom Bürgergeld abzuschneiden, mithin, sie auszuhungern, um sie zum Sterben an die Front zu nötigen. Das ist pervers! Auf der anderen Seite hören wir seit März 2022, dass Russland mit Waffen aus den vorhergehenden Weltkriegen kämpfen muss, weil sie nichts mehr haben und schon Waschmaschinen schlachten müssen, um an Chips zu kommen. Dass dieser Irrsinn jeder Realität widerspricht, müsste man schon merken, wenn mal wieder irgendwo eine nicht abwehrbare russische Hyperschallrakete einschlägt, gegen die der versammelte Westen machtlos und selbst Jahre von einer solchen Entwicklung entfernt ist.

Ein weiteres Thema, um das sich einige Fragen drehen:

Warum hat das große Land das kleine Land noch nicht fertig gemacht?

Mögliche Antworten: Weil es das nie vorhatte. Weil es nur eine Verschwörungstheorie im Westen ist, dass Putin bis Lissabon durchmarschieren wolle. Was soll er dort und auf dem Weg dahin? Ganz Europa wird gerade von den Amis in der Ukraine verheizt und ist danach 3. Welt. Nicht (nur) für Russland ist das ein Abnutzungskrieg, sondern für Europa und die Ukraine und wir sind so dämlich, uns von den USA verheizen zu lassen. Danach wird nicht mehr viel von unserer Wirtschaftsstärke übrig sein. Was an Unternehmen wertvoll war, hat das Imperium seinen Vasallen bereits jetzt und bis dahin ohnehin schon über den inflation reduction act abgesaugt.

Weiter geht es eher unterirdisch und rücksichtslos angesichts der unnötigen Opfer:

“Das kleine Land hat die Hälfte der besetzten Gebiete von großen Land befreit. Respekt.”

Das schreibt (in dieser Orthographie) der Bundestagsabgeordnete der FDP und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marcus Faber, der eigentlich wohl eher Kriegstreiberausschuss genannt werden müsste. Dem würde ich nur eines antworten: Afuera!

Da aber ggf. noch andere mitlesen: Russland hat sich zurückgezogen, weil es Aussichten auf eine Verhandlungslösung gab. Dort wo Russland sich nicht zurückgezogen hat, sieht es anders aus. Dort ist ein Fleischwolf, in dem hunderttausende ukrainische Väter und Söhne umgekommen sind. Das ist das, was Leute wie Marcus Faber anrichten, die dorthin fahren und Granaten signieren. 

Es ist ekelhaft und eines deutschen Parlament mit unserer Geschichte absolut unwürdig. Afuera!

Die westlichen Wunderwaffen haben versagt. Der Mythos ist pulverisiert. Die Sommeroffensive gescheitert. Die Leos wurden entfesselt, hatten aber gegen die russischen Großwildjäger nie eine Chance. 

Etwas Hintergrundinformationen hierzu im Artikel von Florian Warweg. Die Leos sind kaputt oder stehen als Ausstellungsstücke nun in Moskau. Es hat sich also genau andersrum zugetragen, ob einem das gefällt oder nicht. Es ist Fakt. Auch das alles ist deutschen Diplomaten und (ÖRR-Journalisten) unwürdig. Afuera!

Frei nach Marlene Dietrich könnte man danach dieses Lied umschreiben. Marlene Dietrich

Sag mir, wo die Leos sind, wo sind sie geblieben?

Sag mir, wo die Leos sind. Was ist geschehen?

Sag mir wo die Leos sind. Mädchen hatten lieb ihr Kind.

Wann wird man je versteh’n? Wann wird man je versteh’n?

Der Rest ist bekannt und muss nicht umgedichtet werden. Es wird wieder so kommen und in ein paar Jahrzehnten fragen sich die Menschen (sofern es noch welche gibt), wie das alles nur geschehen konnte und warum man es nicht verhindert hat. Und dann werden sie das Gleiche wieder tun. Verstehen wird man es niemals. Man versteht auch nicht, was in der Welt los ist und wie wir uns selbst schaden. Deutschland nimmt kaum mehr jemand ernst. Russland und die BRICS gewinnen den globalen Süden, der Wertewesten steht nackig da und wird absteigen. Die Welt wird multipolar und um das für sich selbst noch etwas zu verzögern, haben die USA ihre europäischen Vasallen geopfert und zündeln weiter, denn sie selbst sitzen ja in sicherer Entfernung. 

Weiterhin wurde die Karte im Bild zum Post bemängelt, da sie ja nicht die richtigen Größenverhältnisse abbilde wegen der Verzerrung auf dem Globus. Ich habe mal über TheTrueSize die Karte nachgebildet. Einen Unterschied sieht man kaum.

Wenn das ein Argument gegen die überspitzte Darstellung der Situation sein soll, ist es keines. Erwähnenswert ist an der Karte eher, dass russisches Staatsgebiet noch immer als ukrainisch ausgewiesen ist und da sind wir schon bei einem weiteren inhaltlichen Punkt. Es habe ja nie geheißen, dass Russland vollständig besiegt werden solle. Lediglich die ukrainischen Gebiete sollen zurückerobert werden. Man kämpfe innerhalb der Ukraine, also sei das Verteidigung. Auch das trägt nicht. Die Krim ist russisches Staatsgebiet. Da kommt es nicht darauf an, ob man sich etwas anderes wünscht oder das vielleicht sogar anders sieht. Es kommt darauf an, wie Russland das sieht und ein Angriff auf die Krim ist aus der im Hinblick auf eine zu befürchtende Eskalation hierfür maßgeblichen russischen Sicht ein Angriff auf russisches Staatsgebiet. Gleiches dürfte für die Region im Osten der (ehemaligen) Ukraine gelten. Das kann einem gefallen oder auch nicht, aber es ist ein schlichter Sachverhalt, wie auch der Rest. Ohne einen Sachverhalt anzuerkennen, wie er sich nun einmal in der Realität abbildet, fällt es aus meiner Sicht schwer, irgendetwas bewerten zu wollen und deshalb tragen auch die meisten dieser Versuche nicht. Sie gehen schlichtweg nicht von der Realität aus und sind nicht in der Lage, nüchtern grausame Geopolitik zu bewerten, sondern moralisierend und emotional an das Thema heranzugehen und das als Realität zu postulieren, was lediglich Wunschdenken entspricht. 

Das alles soll demnach keine Rechtfertigung sein. Es ist auch kein Plädoyer dafür, die Menschen in der Ukraine ihrem Schicksal zu überlassen. Es ist einfach eine nüchterne Beschreibung des Status quo und wenn es ein Plädoyer ist, dann eines für Verhandlungen. Es hätte seit dem Frühjahr 2022 bereits Frieden geben können. Das wurde immer als russische Propaganda gebrandmarkt. Mittlerweile ist es im Mainstream angekommen, wird aber von vielen noch immer nicht als Realität akzeptiert. Man fühlt sich an die Coronakrise und die RKI-Protokolle erinnert.

Das war es im Wesentlichen. Der Rest sind übelste Beleidigungen und Herabwürdigungen, unbelegte Verschwörungstheorien und handfeste NATO-Propaganda. Auf die NAFO-Hündchen-Accounts muss man ohnehin nicht eingehen. Die blocke ich in der Regel aus dem Stand weg so wie auch Beleidigungen. Das sind die Regeln auf meinem Account: wer beleidigt, sich rassistisch äußert oder offensichtlich Propaganda betreibt, fliegt. Hier haben sie Glück, weil es erstens mal gut ist zur Dokumentation und ich zweitens keinen Bock habe, meine Zeit zu opfern für tausende blockwürdige Kommentare, die ja nicht nur unter diesem Tweet sind, sondern auch bspw. unter dem zum Ukrainekrieg in einfacher Sprache:

Twitter ist ein Horrorort. Der öffentliche Debattenraum ist das Lebenselixier der Demokratie. Nirgendwo sieht man so gut, in welch erschreckendem Zustand er sich befindet. Unter dem Post findet sich ein Meer aus Hass und Hetze. Hass und Hetze kommen nicht nur von rechts. Sie kamen in der Coronakrise und kommen im Ukrainekrieg aus allen Ecken – auch und teilweise überwiegend sogar von den Anhängern der Ampelkoalition. Die Menschen führen Krieg gegeneinander, während sie von den sog. Eliten zur Schlachtbank geführt werden mit Propaganda, die Folgebereitschaft erzielen soll und sich diesbezüglich nicht von der vor dem 1. und 2. Weltkrieg unterscheiden dürfte.

Abschließend: Wer auf der Seite der Verhandlungen stand, stand auf der Seite, die im Frühjahr 2022 bereits Frieden hätte schaffen können, war rückblickend trotz aller Hetze und Verleumdungen im Recht. Man hätte mit dieser Haltung sehr viel Leid und Schaden auch von Deutschland abwenden können bis hin zur Sprengung unserer Energiehauptschlagader Nordstream 2 mutmaßlich durch die USA. Alle anderen haben hunterttausende Tote, gewaltige Gebietsverluste und eine zerstörte Infrastruktur in der Ukraine ebenso zu verantworten wie den wirtschaftlichen Niederhang Deutschlands und seine Stellung in der Welt. Es sind oftmals stramme Transatlantiker, die so fest auf der Seite des Imperiums stehen, dass sie nicht sehen können, wie sehr sie mit zweierlei Maß messen. Sonst würde sich die Diskussion um die USA drehen und nicht nur um Russland. Von dort aus gehen seit Jahrzehnten unvorstellbare Völkerrechtsverbrechen aus. Ganze Weltgegenden wurden in Schutt und Asche gelegt, Millionen getötet oder in die Flucht getrieben. Auch in Europa sterben noch immer Menschen an Krebs durch den Einsatz von Uranmunition im Jugoslawienkrieg und der Westen hat mit der Anerkennung des von Serbien abgespalteten Kosovo die Büchse der Pandora bei der Krim und den Gebieten im Osten der Ukraine geöffnet, die man gerne heimlich wieder zuschlagen würde. Aber die gesamte Welt hat es gesehen und sie wird nicht mehr schweigen. Der Wertewesten hat fertig.


Unterstützungslink für den Fall der Fälle: https://indikativ.jetzt/unterstuetzen/

Titelbild (Ausschnitt):


Ergänzend noch ein paar Hinweise, falls jemand noch gerne weiterlesen möchte. 2014 wurde ich sehr medienkritisch. Die Berichterstattung über den Ukrainekrieg war so offensichtlich nicht mit der Realität in Einklang zu bringen, dass damals sehr viele Menschen stutzig wurden. Ich habe dann eine eigene Recherche zu Medien anhand des Kriegs in Syrien durchgeführt und bin damals bereits zum Schluss gekommen, dass die meisten Leitmedien Propagandaorgane sind. Das dürften in den letzten Jahren noch mehr Menschen bemerkt haben und mittlerweile wurden unsere Köpfe ja von der NATO ganz offiziell als Gefechtsfeld ausgerufen. Dazu empfehle ich das Buch „Kognitive Kriegsführung“ von Jonas Tögel. Ich habe ab 2014 ab und an E-Mails an meine Freunde und die Familie geschickt. Als Denkangebot und als Gesprächsgrundlage. Diese binde ich nachfolgend mit ein und weise darauf hin, dass es Mails an das nächste persönliche Umfeld waren, weshalb mit nicht alles auf die Goldwaage legen sollte und vermutlich funktionieren auch nicht mehr alle Links. Aber es verdeutlicht, dass vieles von dem, was heute diskutiert und zum Teil als Verschwörungstheorie gebrandmarkt wird schon damals diskutiert wurde – auch von Leuten, die heute auf der anderen Seite stehen.

30.7.16 – Von Liebeszüchtern und Friedensmännern

Guten Tag zusammen,

Wenn man mal nicht weiter weiß, wieso passiert was passiert, sollte man auf Leute hören, die es vielleicht wissen. Heute lass ich daher mal andere sprechen. Ein paar ausgewählte Zitate zu aktuellen Geschehnissen:

Ich beginne mit George Friedmann, STRATFOR-Gründer und Chef (genannt Schatten-CIA), Chicago Council on Global Affairs 2015. Was ist STRATFOR?

„STRATFOR verdient mit politischen, ökonomischen und militärischen Risikoeinschätzungen sein Geld. Was die Berichte von westlichen Medien und Regierungsstellen unterscheidet, ist, dass sie die Lage weitaus weniger ideologisch verzerrt und manipuliert wiedergeben, denn die Kunden sind hauptsächlich die Abteilungen in den Großkonzernen, die strategische Investiti­onsentscheidungen zu fällen haben und deshalb eine realistische Grundlage für ihre Planung brauchen und keine nach politischem Gutdünken gefärbte.“

http://www.nachdenkseiten.de/?p=25405

oder auch:

http://www.zeit.de/digital/internet/2012-02/wikileaks-stratfor-emails?page=4#comments

Ein in den Medien wenig beachteter Vortrag mit nachfolgender Fragerunde war derart erschüt­ternd, dass ich nicht umhin komme, umfangreich daraus zu zitieren und Euch den Link zum gesamten Video beizufügen. Ich bin der Meinung, dass dies jeder einmal gesehen haben sollte, denn in den Medien bekommt man davon recht wenig bis gar nichts serviert:

„Die USA kontrollieren alle Weltmeere. Keine Macht hat das jemals getan. Daher kön­nen wir in anderen Ländern einmarschieren, aber die können nicht bei uns einmarschie­ren. Das ist eine sehr schöne Sache. Wir müssen die Kontrolle über die Meere und den Luftraum behalten, denn dies ist die Basis unserer Macht.

Die USA können als Imperium nicht andauernd in Eurasien intervenieren. Ich emp­fehle eine Technik, die von Präsident Ronald Reagan eingesetzt wurde gegen Iran und Irak: Er unterstützte beide Kriegsparteien! Dann haben sie gegeneinander und nicht gegen uns gekämpft. Das ist zynisch und amoralisch. Aber es funktionierte.“ 

Er empfiehlt dieses Modell für Deutschland und Russland, weil eine zu starke Kooperation der beiden Länder die Interessen der USA gefährden könnte. Die Ukraine-Krise wäre dazu geradezu prädestiniert. Dazu:

„Also, das primäre Interesse der Vereinigten Staaten durch das letzte Jahrhundert hin­durch – also im Ersten, Zweiten und im Kalten Krieg – sind die Beziehungen zwi­schen Deutschland und Russland gewesen, denn vereinigt wären diese beiden die ein­zige Macht, die uns bedrohen könnte – und daher sicherzustellen, dass das nicht pas­siert…

Die Haupt-Angst der Vereinigten Staaten ist … ich meine … die einzigartige Kombina­tion von deutschem Kapital und deutscher Technologie mit russischen Roh­stoff-Ressourcen und russischer Arbeitskraft, die seit Jahrhunderten die Vereinten Staa­ten wie die Hölle geängstigt haben. 

Wer auch immer mir sagen kann, was die Deutschen tun werden, kann mir auch sa­gen, was die nächsten 20 Jahre Geschichte bringen werden. Aber unglücklicherweise ha­ben sich die Deutschen bisher noch nicht entschieden. Und das ist immer das Prob­lem Deutschlands. Wirtschaftlich extrem mächtig, geopolitisch sehr zerbrechlich und niemals wirklich wissend, wie beides zu vereinbaren ist. Immer schon seit dem Jahr 1871 ist das die „Deutsche Frage“. Und damit die „Europäische Frage“. Denken Sie über die „Deutsche Frage“ nach, weil sie jetzt wieder aufkommt. Um diese Frage müs­sen wir uns als nächstes kümmern.“

Die Übersetzung stammt nicht von mir und ist nicht in dieser Reihenfolge im Video. Ein Tran­skript habe ich leider nicht gefunden und es gibt noch so viel zitierenswertes, dass es hier den Rahmen sprengen würde. Die Auszüge sind aus der Fragerunde, die ca. die letzten 30 Minuten des Videos einnimmt. Auszüge finden sich auch in deutscher Übersetzung im Netz. Ich halte aber die Zusammenhänge für wichtig. Hier also das komplette Video. Bildet Euch selbst ein Urteil. Harter Tobak, aber in manchen Analysen über Europa fast schon erschüt­ternd unterhaltsam:

Jetzt könnte man sagen: Ein einsamer Spinner. Und das würde auch erklären, warum diese Aussagen bei uns nicht rauf- und runterliefen und analysiert und vertieft wurden. Aber sehen wir weiter, welche  US-amerikanischen Fachleute sich sonst noch zur Ukraine-Krise in einer Form äußern, wie wir sie hier bei uns eher nicht zu hören bekommen:

Victoria Nuland, US-Botschafterin bei der EU (und Ehefrau von Robert Kagan – auch span­nend: http://www.nachdenkseiten.de/?p=34161) äußerte sich mit einem richtigen Aufreger, den Frau Merkel gar nicht nett fand, wenn Ihr Euch erinnert:

„Fuck the EU“

Das Zitat war aber nur der Aufreger, der bei uns in den Medien kam. Besprochen wurde da auf einer offenen Telefonleitung mit dem US-Botschafter in der Ukraine, Geoffrey Pyatt, nichts weniger, als wen die USA nach einem Regierungswechsel in der Ukraine gerne an der Re­gierung hätten und was dann überraschenderweise auch so eintraf. 

Ray McGovern, immerhin Ex-CIA-Offizier und in dieser Rolle Berichterstatter für mehrere Präsidenten der USA äußert sich hierzu wie folgt:

„Es war ein vom Westen gesponserter Putsch, es gibt kaum Zweifel daran.“ 

Der Satz stammt aus einem sehenswerten Interview mit Weltnetz TV zur Ukraine-Krise.

Paul Craig Roberts, US-amerikanischer Ökonom und Publizist, war stellvertretender Finanzmi­nister während der Regierung Reagan und ist als Mitbegründer des wirtschaftspoliti­schen Programms der Regierung Reagans (“Reaganomics”) bekannt. Seine Meinung hierzu:

„Nulands Büro arbeitet mit der CIA zusammen sowie mit von Washington finanzierten Nichtregie­rungsorganisationen und organisierte den US-Staatsstreich in der Ukraine.“ 

http://www.paulcraigroberts.org/2014/12/12/brink-war-economic-collapse-paul-craig-roberts/

Erschütternd ist das Ganze auch vor dem Hintergrund, dass man nicht weiß, wie es weiter­geht. Dazu ein Zitat von Michail Sergejewitsch Gorbatschow zur Agentur Interfax Anfang 2015:

„Einfach gesagt, die USA haben uns bereits in einen neuen Kalten Krieg gezogen und versu­chen offen, Ihre Vorstellung von Triumphalismus durchzusetzen. Was kommt als nächstes? Leider bin ich mir nicht mehr sicher, dass der Kalte Krieg nicht „heiß“ werden könnte. Ich befürchte die USA könnten das Risiko eingehen.“

http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/150401-rolf-hochhuth-am-schiffbauerdamm.pdf

Erschütternd auch deshalb, weil man bei einem heißen Krieg auch Atomwaffeneinsätze nicht aus­schließen kann. Das ist kein ganz abstraktes Szenario. Im Jahr 1989 gab es ein NATO-Manöver, genannt Wintex-Cimex-Übung. Willy Wimmer, über 30 Jahre Staatssekretär im Verteidigungsministerium, vertrat dabei den deutschen Verteidigungsminister. Die NATO for­derte in diesem Planspiel Atomwaffeneinsätze auf Dresden und Potsdam. Wimmer berich­tete dies Kohl, der daraufhin die deutsche Delegation abzog. Besonders perfide ist dabei die Frage, wer denn in der US-Planung die Atomwaffeneinsätze ausführen sollte. Dazu einfach mal zum Nachdenken, Sendung und Transkript von Frontal 21 (ja, es gibt auch auf ZDF biswei­len richtige Perlen):

http://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2015/nr-25-29-september-2015/neue-us-atomwaffen-in-deutschland-verschwiegene-aufruestung.html

General Philip Breedlove (NATO-Oberbefehlshaber) ist in dem aufschlussreichen Artikel aus der letzten Ausgabe des SPIEGEL (siehe Anlage) eine der Hauptfiguren. Der Ausblick, den der Artikel gibt, ist ebenfalls nicht lustig und so wie es scheint, könnte mit einer Hillary Clinton als Präsiden­tin die Hemmschwelle für seine folgende Aussage sinken:

„Die USA sind bereit, gegen Russland in Europa zu kämpfen und es zu besiegen.“

Notfalls will er Kaliningrad überrennen! Interessante Lektüre hierzu:

http://www.cicero.de/weltbuehne/nato-russland-kalter-krieg/60589

Rosige Zukunft. Hand hoch, wer das in den Massenmedien alles schon in dieser Deutlichkeit ser­viert bekommen hat. Verschwörungstheorie? Keine Ahnung! Dazu erlaube ich mir ein Zitat aus der eigenen Küche:

„Verschwörungstheorien sind nur so lange Verschwörungstheorien, bis sie in den Geschichtsbü­chern stehen.“

Sollte man also nicht aufklären, was da dran ist? Ich meine, es hingen im Wahrheitsfall ja nur Milli­onen Leben davon ab, wenn dies einträfe. Und ich möchte die Geschichte nicht so schrei­ben!

Bleibt wachsam

Jürgen

5.11.16 – Lückenpresse oder Stürmer

Servus zusammen,

(längere Einleitung weggelassen9

Am Dienstag erschien die neue Sendung der Anstalt und es war im Endeffekt fast eins zu eins die Wiedergabe der Gespräche, die ich in den letzten zwei Wochen geführt hatte. Also habe ich mich jetzt stundenlang hingesetzt und schreibe doch noch in die große Runde – etwas redigiert. Zunächst aber erst einmal der Link zu Sendung.

Ich gehe in letzter Zeit sogar noch weiter und fasse das Ganze noch prägnanter zusammen. Denn man wird ja verrückt, wenn man versucht zu verstehen, was da los ist, wer da alles mitmischt und mit wem zusammenarbeitet. Aber wenn man es mal auf einen ganz einfachen Nenner bringen will, was uns selbst angeht und die Anstalt-Sendung zusammenfasst, könnte man – sehr, sehr vereinfacht – auch sagen:

Deutschland kämpft an der Seite al-Qaidas gegen die legitimierte syrische Regierung.

Gut, wir kämpfen jetzt nicht direkt, sondern fliegen nur mit Tornados rum, machen Fotos und teilen das Fotoalbum dann mit den Verbündeten, die es wiederum für einen illegalen Angriffskrieg nutzen. Wer hätte sich das vorstellen können, nachdem wir vor gerade einmal einem guten Jahrzehnt mit Hurra den USA in den Afghanistan-Krieg gegen al-Qaida gefolgt sind, dass wir jetzt mit den USA und al-Qaida zusammenarbeiten. Also nicht primär gegen den IS. Denn der profitiert auch von Waffenlieferungen des Westens und wird von Bündnispartnern des Westens unterstützt. Sondern gegen die gewählte Regierung. Gut, das gewählt mag man aus westlicher Sicht relativieren. Dann halt gegen die legitime Regierung eines souveränen Staates.

Mir geht es nicht darum, mich auf irgend eine Seite zu stellen, denn ich halte auch Putin für einen Machtpolitiker und natürlich ist es schlimm, was in Aleppo passiert. Und ich kenne Herrn Assad und seinen Führungsstil auch nicht persönlich. Mir geht es um die einseitige und hetzerische Berichterstattung, weshalb ich mich zufällig vor der Anstalt-Sendung auch mit einem Strafrechtskommentar zu den darin erwähnten Paragraphen beschäftigt hatte, da es manchmal meines Erachtens noch gerade so an einer Aufwiegelung zum Angriffskrieg vorbeischrammt. Ich bin aber zum gleichen Ergebnis gekommen.

Die Einseitigkeit der Berichtserstattung zeigt sich darin, dass Putin für alles, was er tut, obwohl zumindest die Grundlage seines Handelns vom Völkerrecht gedeckt ist, als Verbrecher dämonisiert wird, wohingegen das Eingreifen des Westens, der wieder einmal einen illegalen Angriffskrieg führt, als notwendig erachtet wird, um Frieden und Demokratie zu bringen – Segnungen, die die halbe Region schon entgegennehmen durfte.

Vor wenigen Wochen titelte der Spiegel: „Putins Werk, Obamas Beitrag“ und verdrehte in dem nur schwer zu ertragenden Artikel reihenweise Fakten. Schon allein der Titel ist eine Verdrehung der Fakten, wenn man sich den Beginn des Krieges, den Verlauf und das Eingreifen Russlands in der zeitlichen Reihenfolge mal ansieht – von den Ursachen und Verursachern mal ganz zu schweigen. Und diese Berichterstattung und die Umsetzung des Kurses in der Politik haben nicht nur zu Wirtschaftssanktionen gegen Russland geführt. Nein, es stehen deutsche Soldaten an der Grenze Russlands! Erstmals nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Und die NATO veranstaltet Übungen und Paraden 100 Meter von der russischen Grenze entfernt. Ich halte das alles gar nicht mehr aus. Das ist vollkommen verrückt.

Und mit den richtigen Kriegsverbrechern, deren ganze Regierungsriege wegen des Irak-Kriegs vor den internationalen Strafgerichtshof gehörte, verhandeln wir Freihandelsabkommen und wollen die Wirtschaftsbeziehungen intensivieren und auch die militärische Kooperation. Das ist verrückt! Wir reden da nicht von Sanktionen, nein, wir stellen den Stützpunkt Ramstein sogar dafür zur Verfügung, dass von unserem Land aus der Drohnenkrieg gesteuert wird, bei dem z.B. mal flux eine ganze Hochzeitsgesellschaft ausgelöscht wird. Das war dann natürlich ein bedauerliches Versehen. Und der Skandal beginnt noch früher, wenn man bedenkt, dass der Friedensnobelpreisträger Obama diese Einsätze abnickt. Er spielt dabei in einer Person Staatsanwaltschaft und das Gericht, das zum Tode verurteilt und schließlich den Henker. Und gesteuert wird das Todesurteil dann aus unserem Rechtsstaat. Verteidigung gibt es nicht. Kein Skandal. Der brutale Krieg im Jemen? Kein Skandal. Die Zerstörung eines Krankenhauses in Kundus? Kein Skandal.

Kriegsverbrecher nutzen sogar kreative Möglichkeiten, sich ihres Atommülls zu entledigen, was auch aktuell in Syrien wieder passierte, aber keinen Skandal wert ist:

Kurze Zusammenfassung: Nachdem im und in Folge des illegalen Angriffskriegs im Irak rund eine Million Menschen gestorben sind, sterben in der Folge der dort verwendeten Munition (depleted uranium) Unzählige an durch Uranstaub ausgelöste Krebserkrankungen. Im ehemaligen Jugoslawien übrigens auch. Und bald auch in Syrien? Der Film tödlicher Staub fand übrigens keinen Filmverleih und der Produzent, Frieder Wagner, der früher viel für das öffentlich-rechtliche Fernsehen gearbeitet hatte und Träger des Grimme-Preises, des Europäischen Fernsehpreises u.a. ist, bekommt seither keine Aufträge mehr.

Was in den Kriegen und Geheimdiensten wirklich los ist, wissen wir nur von Helden wie Chelsea Mannings, die im US-Knast gefoltert wurde, in Isolationshaft sitzt und regelmäßig versucht, sich das Leben zu nehmen. Oder wie Edward Snowden, der noch nicht einmal zum NSA-Untersuchungsausschuss geladen wird und sein Exil in Russland zubringt. Und weil es Plattformen wie wikileaks und mittlerweile weitere gibt. Und mutige Filmemacher.

Aber auch, weil es immer mehr Menschen gibt, die andere zu Wort kommen lassen, die man sonst nicht hören würde. Einer davon, der im Internet ein solches Podium bietet ist Ken Jebsen. Den muss man jetzt nicht mögen, aber was über ihn geschrieben wird, muss man sicher auch nicht alles für bare Münze nehmen. Und wenn man ihn nicht mag, muss man ja auch ihm nicht zuhören, aber seinen überwiegend großartigen Interviewpartnern. Eines seiner Interviews (die kann man sich übrigens alle als mp3 runterladen für unterwegs), die ich in letzter Zeit gehört hatte nur als ein Beispiel, weil es hier auch rein passt. (Anmerkung: KenFM wurde so massiv unter Druck gesetzt, dass es am Ende eingestellt werden musste. Es ist einer der größten Skandale der deutschen Geschichte im Hinblick auf die Pressefreiheit, der aber kaum jemanden aufgerüttelt hat. Das verlinkte Video aus der Archivseite bei apolut müsste das damals verlinkte Video sein.

Dieser ehemalige Prof. Dr. Rainer Rothfuß ist jetzt kein Professor mehr, da er an die Uni Tübingen einen renommierten Friedensforscher eingeladen hatte, der dort einen unglaublich guten Vortrag hielt. (Anm.: Der Link funktioniert leider nicht mehr.)

Ebenjenen Dr. Daniele Ganser lud in diesem Jahr auch die ÖDP in München ein. Auch das war ein guter Vortrag, der eine mögliche Erklärung bieten könnte für das Desaster in Syrien. (Anm.: Auch dieser Link funktioniert leider nicht mehr.)

Lohnt sich, auch wenn beide Vorträge lang sind und sich zu einem kleinen Teil überschneiden. Die ÖDP ist dafür ebenso angefeindet worden, wie die Veranstalter am Vortag in Freising. In Freising wurde der Vortrag dann abgesagt, in München Gott sei dank nicht. Denn wir brauchen unabhängige Forschung zu diesen Themen, die die Welt bewegen. Gäbe es so etwas nicht, wäre auch bisher schon vieles bloße Verschwörungstheorie geblieben oder es hätte zumindest viel länger gedauert, bis alles ans Licht kommt. Nur mal ein paar Beispiele, die jeder kennt:

  • Watergate-Affäre, die nur durch hartnäckige Ermittlungen investigativer Journalisten aufgedeckt wurde und zum Rücktritt Nixons führte.
  • Angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak, die zum 2. Golfkrieg 2003 führten. Wurde durch CIA und Regierung forciert und erst 2004 von Colin Powell eingeräumt.
  • 1985 wurde die Rainbow-Warrior von Greenpeace, mit der gegen französische Atomtests auf dem Mururoa-Atoll protestieren werden sollte, in Neuseeland versenkt. Zwei Taucher hatten Bomben am Schiffsrumpf befestigt. Der niederländisch-portugiesische Greenpeace-Fotograf Fernando Pereira ertrank. Zwei französische Geheimdienstmitarbeiter werden verhaftet und verurteilt. Die französische Regierung bestreitet jede Beteiligung und startet eine Untersuchung erst auf massiven Druck. Der Verdacht bestätigt sich. Die französische Regierung ließ die RW versenken. Der Verantwortliche Verteidigungsminister und der Geheimdienstchef müssen gehen, werden aber nie angeklagt.
  • Iran-Contra-Affäre. Im November 1986 enthüllt eine Beiruter Zeitung, dass die USA trotz eines Embargos Waffen an den Iran geliefert hatten. Von der Reagan-Regierung wurden Einnahmen aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran an die rechtsgerichtete Guerilla-Bewegung der Contras in Nicaragua weitergeleitet, um sie bei dem Contra-Krieg gegen die sandinistische Regierung zu unterstützen. Zum einen war die Unterstützung der Contras ein klarer Verstoß gegen einen entsprechenden US-Kongress­beschluss (Boland-Amendment), zum anderen war das Geld ursprünglich zum Freikauf US-amerikanischer Geiseln im Libanon vorgesehen. Die USA wurden in Den Haag schuldig gesprochen, erkannten das Gerichtsurteil jedoch nicht an. In den Anhörungen zu der Affäre im US-Kongress kam auch ans Licht, dass die Contras über Jahre mehrere Tonnen Kokain in die USA geschmuggelt hatten und die CIA diese Aktivitäten kannte und duldete. Aus den Erlösen des Drogenverkaufs finanzierten die paramilitärischen Contra-Verbände ihren Kampf gegen die linksgerichtete Regierung der Sandinisten.

Das gab es also alles schon immer und ist nicht außergewöhnlich. Aber aktuell führt uns dies vielleicht in eine noch größere Katastrophe. Sie betrifft uns bereits jetzt durch Flüchtlingsströme unmittelbar und könnte in weitere kriegerische Auseinandersetzungen münden.

Und da verwundert es schon, dass die Friedensbewegung in den Nachrichten nicht vorkommt bzw. wenn Sie vereinzelt mal vorkommt auch noch diskreditiert wird. Ein Beispiel hierfür war “Berlin direkt”. In der Sendung vom 9.10.16 wurden unsere führenden Politiker als rührig und seriös hingestellt, die Rede von Sarah Wagenknecht jedoch unglaublich manipuliert:

Und hier die gesamte Rede, in der Sie die Bombenangriffe jeder Seite verurteilt:

Aber vielleicht soll hier nur jemand diskreditiert werden, der das Zeug hätte, die Politik zum Positiven zu verändern. Das hätte zumindest System, wenn man sich ansieht, wie die Berichterstattung verlief, als Frauke Petry und Sarah Wagenknecht gemeinsam ein Interview in der FAZ gaben. Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man sich immer die Mühe machen sollte, die Originalquelle herauszusuchen, wenn es einem seltsam vorkommt, was man da gerade liest:

http://www.sueddeutsche.de/politik/populismus-die-heimliche-klammer-zwischen-ganz-rechts-und-ganz-links-1.3188307

oder Lechts und Rinks kann man verwechseln in der Zeit:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-10/afd-linke-frauke-petry-sahra-wagenknecht-interview/komplettansicht

oder die Achse der Extreme auf SPON

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/news-incirlik-tag-der-einheit-wagenknecht-und-petry-heiko-maas-a-1115016.html

Und hier der Original-Artikel:

http://www.sahra-wagenknecht.de/de/article/2432.streitgespr%C3%A4ch-zwischen-sahra-wagenknecht-und-frauke-petry.html

Aber lasen wir doch das mit dem Frieden. Der schient überschätzt zu werden, wenn man sich die Lage in Politik und Medien ansieht. Ziehen wir im Folgenden lieber wieder in den Krieg:

Ich gebe also zu, dass ich recht wenig Ahnung habe, was in Syrien los ist. Es mischen so viele verschiedene Parteien mit, dass sich keiner mehr auskennt. Ich will aber versuchen, anhand von Originalquellen aufzuzeigen, dass es nicht so zu sein scheint, wie es unsere Massenmedien transportieren. Zumindest nicht in dieser Einseitigkeit.

Putin ist sicher ein Machtpolitiker und man möchte ihn auch sicher nicht zum Feind haben. Aber es ist einfach nur verlogen, ihn, der auf Einladung der legitimierten Regierung eingreift, als den Aggressor gegen das Völkerrecht hinzustellen, wenn inzwischen deutlich wird, welches Desaster maßgeblich die USA im Irak und zuletzt auch in Libyen angerichtet haben und seit Jahren durch die Unterstützung von Terrormilizen in Syrien tun.

Ich halte dies alles für brandgefährlich und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dies ggf. ein lange angelegter Plan war. Dazu zunächst eine andere, ein Jahr alte Sendung der Anstalt:

Ich konnte das damals noch nicht so einordnen und hielt es für zu unglaublich. Aber wenn man nach Wesley Clark sucht, findet man beispielsweise das hier:

Der Mann ist immerhin Vier-Sterne-General und war Oberbefehlshaber der NATO. Da hatte ich ja schon mal einen gebracht. Die NATO wird, so sieht es in den letzten zwei Jahrzehnten aus, nicht als Friedenssicherungs- und Verteidigungsbündnis genutzt – um mich mal vorsichtig auszudrücken.

Zur Berichterstattung aus Syrien ist auch dieses Video ganz interessant, auch wenn ich weder die Personen noch die Organisationen kenne. Es kommt aber immerhin aus dem UN- Hauptquartier in New York bei schäbig-spärlich besetztem Presse-Auditorium. Ich finde, man sollte es mal gesehen haben. Vielleicht erweitert es den Horizont und vielleicht bekommen wir ja mehr Propaganda vorgesetzt, als uns lieb ist. (Anm.: Auch dieser Link ist leider tot. Ich meine, es war eine Pressekonferenz u.a. mit Eva Bartlett.)

Dann wird aber lamentiert, dass der Iwan so böse sei und mit hybrider Kriegsführung Unwahrheiten verbreite. Das mag zutreffend sein. Aber wer glaubt denn bitteschön, dass dies andere nicht auch können und vielleicht sogar noch besser?

http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/27000-PRBerater-polieren-Image-der- USA/story/20404513

Und die können auch noch viel mehr:

http://www.zeit.de/2014/44/financial-warfare-sanktionen-russland

Es wäre also auch ein plausibler Grund für einen Regimechange oder Krieg, falls jemand versuchen sollte, die Vormachtstellung des Dollar anzugreifen. Russland und China machen das gerade. Von Libyen wurde dies behauptet. Und es wäre ja katastrophal, wenn man sich dieses Mittel nehmen lassen müsste, das man selbst in unbegrenzter Menge nachdrucken kann.

Es nervt mich zudem in unserer Medienlandschaft unvorstellbar, wie sich im aktuellen US-Wahlkampf alles schlechte auf Trump konzentriert, was an Berichterstattung in den Massenmedien stattfindet. Kein Zweifel, er ist viel mehr als ein Unsympath, vielleicht gar ein Psychopath und er leugnet den Klimawandel und… Ich will keine Lanze für ihn brechen. Aber von vielen Intellektuellen wird Hillary Clinton an ihrer Vergangenheit gemessen. Und da könnte sie eine viel größere Gefahr für den Weltfrieden werden, als Trump.

Wie oft wurde das Video von Trump gespielt, in dem er sich abfällig gegenüber Frauen äußerte? Nicht schön, klar. Aber wäre es dann gemessen an potentiellen Auswirkungen nicht angemessen, das Video von Clinton zehnmal so oft zu zeigen, in dem sie nach dem Folter-Tod von Gaddafi beim Anblick der blutigen Bilder lachend in einem Fernsehinterview die Worte raushaut “We came, we saw, he died”? Bei den Veröffetnlichungen von Wikileaks fragte sie ernsthaft, ob man Assange, der sorgenfrei einfach herumläuft nicht einfach liquidieren könnte mit den Worten: “Can’t we just drone this guy”? Wie oft lief das bei uns? Trump soll auf der Psychpathen-Skala über Hitler stehen. Wo steht sie?

Was bei uns so gut wie gar nicht thematisiert wurde – jedenfalls bis ich die erste Version dieser Mail schickte, ist der Mail-Skandal. Da nutzt sie für die geheimsten Dokumente ihren privaten E-Mail-Dienst und löscht dann alles. Über 50.000 Mails hat Wikileaks-Assange nun aus seinem Exil in der ecuadorianischen Botschaft zu London veröffentlicht. Aber a bisserl Fahrt nimmt das schon auf. Also halt nicht bei uns. Aber ganz nett angerissen hier z.B. von Jimmy Dore:

Klar fragte ich mich auch, ob da noch viel mehr kommt und warum das nicht bereits mit den finanziellen Mitteln von Trump ausgewertet wurde.  Sicherlich ist nicht alles von dem, was sie gelöscht hat, aufgefangen und gerettet. Aber jetzt kam ja das FBI hinzu und jetzt findet es endlich auch in den Medien statt. Ich möchte von unseren Medien nicht ständig überflutet werden von einem Wahlkampf unterhalb der Gürtellinie ohne weiteren Erkenntnisgewinn. Ich wünsche mir eine neutrale, aufklärende Berichterstattung.

Und eine wesentliche Frage, die sich stellt und die nicht diskutiert wird: Ist es besser für  Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt, wenn HRC das Rennen gewinnt. Im Gespräch für das Amt des Finanzministers war der Chef von Blackrock, des größten Vermögensverwalters der Welt. Zu dem Verein:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/fondsgesellschaften-schaden-dem- wettbewerb-14361696.html

Im Gespräch als Außenministerin ist übrigens Victoria Nuland (“Fuck th EU!”). Ihr erinnert Euch vielleicht an Sie aus meiner letzten Mail zu diesem Thema.

Kriegs-, äh – Verteidigungsministerin könnte ebenso eine Falkin werden. Michèle Flournoy, Chefin des Think Tanks Center for New American Security (CNAS). Alternativ böte sich noch General John Allen an. Hier sein Auftritt bei der Democratic National Convention:

Das ist der Reichsparteitag der Demokraten in den USA! Daran habe ich auch gedacht bei meiner Betreffzeile. Den anderen Begriff finde ich übrigens auch sehr gut und es gibt jetzt ein Buch mit dem Titel Lückenpresse, das ich vielleicht mal lese, wenn ich meine Literaturliste bis dahin abgearbeitet habe. Betonen möchte ich trotzdem, dass wir das Glück haben eine so plurale Mediengesellschaft vorzufinden, dass wir uns ja über alles informieren können. Deswegen mag ich auch den pauschalen Begriff Lügenpresse nicht.

Denn es finden sich ja auch richtige Perlen, die einen gedanklich weiterbringen (auch in den Massenmedien und auch bei den öffentlich-rechtlichen). Immer wieder gut anzusehen ist z.B. Jung & Naiv. Thilo Jung geht auf die Bundespressekonferenzen und stellt dort die naheliegendsten Fragen. Z.B.:

Aufnahme politisch Verfolgter oder  Doppelmoral bei Atombomben

Ach ja, Doppelmoral: Doppelmoral beim Militärputsch

Apropos Doppelmoral: Doppelmoral bei Todesstrafe

Es gibt in den USA nicht nur die Todesstrafe. Die USA sind verantwortlich für mehrere völkerrechtswidrige Angriffskriege. Und bereits mit dem Regimechange im Iran 1953 wurde der Grundstein gelegt für den Aufstieg religiöser Führer. Aktuell wird aber die Front aufgebaut gegen Putin. Es werden Sanktionen gefordert und ggf. sogar der Abschuss russischer Flugzeuge, was zu nicht weniger als einem Weltkrieg führen könnte. Aber wir verhandeln Freihandelsabkommen mit den USA und wer sich fachlich/inhaltlich gegen diese zur Wehr setzt, ist nach Aussagen unserer Bundeskanzlerin seit neustem pauschal quasi „Antiamerikaner“. In einer marktkonformen und postfaktischen Demokratie wird intensiviert, nicht gerügt und schon gar nicht sanktioniert! Daher noch zu guter Letzt: Merkel zum Irakkrieg.

Das hört sie natürlich nicht gern, insbesondere da spätestens seit mit dem Chilcot-Report klar ist, dass es sich um einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg handelte. Zur Erinnerung und Gedächtnisauffrischung daher ein paar ältere Zeitungsartikel (Anm.: Auch diese Links sind entweder tot oder hinter einer Bezahlschranke und nur teilweise im webarchiv gesichert):

http://www.faz.net/aktuell/politik/cdu-csu-merkel-verteidigt-irak-krieg-189806.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/beitrag-in-us-zeitung-merkels-bueckling-vor-bush-a- 237040.html

Das alles findet sich tausendfach im Netz. Wohlgemerkt: Originalaussagen der beteiligten Personen und Insider. Nur leider findet sich derartiges meist nicht in den Massenmedien, ebensowenig wie zB die Friedensdemo Anfang Oktober in Berlin oder wie vor dem Massenprotest auch der Widerstand gegen die Freihandelsabkommen. Die Berichterstattung über Wallonien war übrigens ein ganz eigener Skandal. Aber da höre ich jetzt auf, sonst platzt mir der Kragen und Euch der Mail-Account.

Fazit? Früher hatte ich ja mal Handlungsempfehlungen dazu gegeben. Aber da fällt mir auch nicht mehr viel ein. Außer vielleicht, Medien nicht mehr zu konsumieren, sondern aktiv Informationen zu bestimmten Themen zu suchen. Unabhängige Medienplattformen, die sich derzeit überall bilden finanziell zu unterstützen. Und auf die nächste Friedensdemo gehen. Und die einzige Partei zu wählen, die weder Freihandelsabkommen unterstützt, noch Krieg – auch wenn es schwer fallen mag. Hauptsache, das machen, was der Grund war, wieso ich mal mit dieser Schreiberei angefangen habe: Irgendwas! Denn die Segel setzt man nicht mit Worten!

Gruß Jürgen


Wer es bis hierher geschafft hat: Respekt. Wer dafür noch ne Mark oder gleich nen Satoshi dalassen will: Maximum Respekt. Dann hier entlang: https://indikativ.jetzt/unterstuetzen/