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Bericht aus Dachau

In den vergangenen Tagen habe ich immer wieder über das Verhalten der KZ-Gedenkstätte Dachau in der Coronakrise berichtet, zuletzt etwas ausführlicher hier. Den folgenden Text, den er per Mail an die Gedenkstätte sandte, ließ mir in der Folge der Künstler Tom Hake nach einem verstörend erheiternden Telefonat zukommen. Er beschreibt einen Vorfall, den er zu Zeiten von 3G-Regel und Maskenpflicht dort erlebt hat.

„Ich möchte von einem Vorfall berichten, der sich so am 23. März 2022 am Einlaßtor der KZ-Gedenkstätte Dachau abgespielt hat.

Auf einem Spaziergang, der mich an dem berühmt-berüchtigten Tor mit der ebenso berühmt-berüchtigten Aufschrift vorbeiführte, stellte ich fest, daß für die Besucher dort, obwohl das gesamte Areal sich im Freien befindet die 3G-Regel zur Anwendung kommt, und darüberhinaus das Tragen einer sog. FFP2-Maske obligatorisch ist.

Ich setzte mich in 10m Abstand gegenüber der Kontroll-Station auf einen Stein und beobachtete für eine gute Viertelstunde das Geschehen.

Die zumeist amerikanischen Touristen wurden, nachdem man ihre COVID-Zertifikate überprüft hatte auf die Maskenpflicht hingewiesen. Und nein, die mitgebrachten Stoffmasken gölten hier nicht, es müßten schon die zertifizierten Staubschutzmasken aus dem Baumarkt sein, Geschichte soll ja schließlich nicht krank machen…

Alle von mir beobachteten Besucher der Gedenkstätte zeigten brav ihr Smartphone und setzten das verlangte Gesichtsverhüllungstextil auf, und gingen dann, geschichtlichen Erkenntnisgewinn erhoffend, durch das Tor.

Nach ca. 15min gab es dann so etwas, wie einen kleinen Tumult.

Ein Besucher aus den Vereinigten Staaten (es kann aber auch ein Kanadier gewesen sein, so genau konnte ich den Dialekt nicht deuten) wollte nur widerwillig sein Zertifikat zeigen, und als es an die Maskenpflicht ging, stellte sich der Besucher als uneinsichtiger Querulant heraus.

„Sorry“, sagte die junge Dame an der Kasse in studentischem Englisch, „But these are the rules, and we all have to obey them“.

An dieser Stelle konnte ich nicht länger an mich halten, und meinte zu dem guten Mann aus Übersee „The history-lesson starts right here, and as far as I’m concerned you are the first and only one, who passed the test. Congratulations!“

Nun brausten die zwei jungen Menschen am Checkpoint gehörig auf.

Was ich hier überhaupt zu suchen hätte, was ich mir erlaube, sie (die jungen Menschen) bei der Arbeit zu stören, wenn ich nicht meinen Mund halten würde und sofort gehen würde, würden sie (die jungen Menschen) die Polizei rufen (ich weiß, das waren gerade 4x „würde“, aber die würden des Menschen sind eben unantastbar)

Darauf hin bedankte ich mich bei den jungen Menschen für den erhellenden und anschaulichen Geschichtsunterricht und meinte noch abschließend, daß Menschen, die sich nicht an die Regeln gehalten hätten, vor 80 Jahren just auf der anderen Seite des Zauns gelandet wären, und sie sollten einmal darüber nachdenken.

Ob sie das taten, ist mir nicht bekannt, aber: die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Wer meine Arbeit honorieren möchte, findet unter diesem Link ein paar Möglichkeiten zur Unterstützung zur Auswahl. Vielen Dank!

Wie wenig Gespür dort vorhanden ist, wo es eigentlich vorhanden sein sollte, habe ich übrigens erst heute an einem anderen Beispiel dargestellt.