Dem Multipolar-Magazin gelang jüngst ein Coup. Paul Schreyer schreibt am 18.3.24 auf der Homepage: „Multipolar hat die bislang geheim gehaltenen Protokolle des Corona-Krisenstabs des Robert Koch-Instituts (RKI) freigeklagt. Daraus wird klar: Die im März 2020 verkündete Verschärfung der Risikobewertung von „mäßig“ auf „hoch“ – Grundlage sämtlicher Lockdown-Maßnahmen und Gerichtsurteile dazu – gründete, anders als bislang behauptet, nicht auf einer fachlichen Einschätzung des RKI, sondern auf der politischen Anweisung eines externen Akteurs – dessen Name in den Protokollen geschwärzt ist.“
Das ZDF berichtet mit einigen Tagen Verzögerung und nach Tweets darüber im fünfstelligen Bereich, also als sich die Zahnpasta nicht mehr in die Tube zurückdrücken ließ, über die #RKIFiles.
Berlin direkt schreibt dazu auf X (vormals Twitter): “Die Protokolle des RKI-Krisenstabs galten als Verschlusssache. Journalisten klagten dagegen. Die Dokumente zur Corona-Pandemie könnten politische Sprengkraft haben, berichtet @Spiekermann_ZDF für @ZDFheute.”
Britta Spiekermann, Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio, war bereits am 14. Oktober 2022 ein Lichtblick in der LongCovid-Pressekonferenz mit Karl Lauterbach und Margareta Stokowski, in der die neue “Ich schütze mich”-Impfkampagne vorgestellt wurde.
Spiekermann: “Zunächst einmal eine Frage an Sie, Frau Stokowski. Sie haben ja im Prinzip alles richtig gemacht. Sie sagen ja, dass Sie mehrfach geimpft sind, also auch geboostert, wenn ich das richtig verstanden habe. Wie erklären Sie sich, dass sie trotzdem so derartig erkrankt sind und gleichzeitig werben Sie auch für Impfungen. Haben Sie da nicht auch Zweifel, dass sie das nicht so gut geschützt hat, wie Sie sich das erhofft haben, weil Sie ja trotz Impfung so schwer erkrankten?”
Stokowski, die sich in der Pressekonferenz als das Negativbeispiel vorstellte, da es sie so schlimm erwischt hat, obwohl sie frisch geboostert war: “Ja, wie erklär ich mir das? Kann ich mir nicht erklären.” Gleichwohl riet sie abschließend zur Impfung, weil sie ja nicht wisse, wie es ihr ohne die Impfung ergangen wäre. Nichtmediziner dürfen das, wenn es dem Narrativ dient.
Lauterbach führt darauf hin aus, dass die Impfung nach der besten Studienlage nicht nur das Risiko von LongCovid deutlich reduziere, sondern dadurch auch das Risiko, sich überhaupt zu infizieren, sinke. Spannend.
Es war eine der denkwürdigsten und irrsten Pressekonferenzen der Coronazeit oder eigentlich bereits der Nachcoronazeit, als auch der Expertenrat schon so weit war, Karl Lauterbach erfolglos von Furchtappellen abhalten zu wollen, mit denen er jungen Menschen Angst einflößen wollte, um sie in die Spritze zu treiben, wie berichtet wurde.
Der Artikel über die RKI-Dokumente wurde am Samstag Abend um 22:13 Uhr veröffentlicht. Auf X wurde darüber diskutiert, ob dies war, um sagen zu können, man habe ja berichtet, ohne große Reichweite zu erzeugen. Richtiger dürfte der Journalist Philipp Debionne mit seiner These gelegen haben, dass so ein solch kritisches Thema in Umlauf gebracht werden konnte und am folgenden Tag, wenn es auffiele nicht mehr herausgenommen werden könne.
Diese These könnte man schon dadurch als bestätigt ansehen, dass bereits heute damit begonnen wurde, den ursprünglichen Artikel durch Änderungen zu verschlimmbessern. Mussten die hauseigenen Faktenvernebler etwas am hochheiligen Sonntag antreten?
Ich habe den ZDF-Post auf X wie folgt kommentiert (hier leserlicher formuliert): „Und jetzt lieber #OERR stellt Euch mal vor, was für eine offene und objektive Debatte möglich gewesen wäre, wenn Ihr das, was das RKI intern diskutiert hat, bei Euch öffentlich abgebildet hättet nach der Petition von Bastian Barucker mit Stefan Homburg, Sucharit Bhakdi und Wolfgang Wodarg. Aber es wäre dem Bürger ja unzumutbar gewesen, sich eine eigene Meinung zu bilden, nicht wahr?“
Mit der letzten Frage spiele ich auf den seinerzeitigen Sachverhalt (2020!) an, als Bastian Barucker seine Petition tatsächlich eingereicht hatte und es mit ihm, Prof. Michael Meyen und Prof. Martin Schwab tatsächlich zu einem Gespräch gekommen war. Auch damals hatte das weit unterschätzte Multipolar-Magazin berichtet:
“Ein weiteres Argument aus dem Kreis der ARD-Verantwortlichen lautete, man könne es nicht „jedem Einzelnen überlassen, sich eine Meinung zu bilden, welcher Wissenschaftler recht hat“, damit „überfordere“ man das Publikum. Prägnanter könnte man das ganze Dilemma wohl kaum auf den Punkt bringen: Genau diese Sichtweise macht eine kontroverse Debatte von vornherein unmöglich. Wer denkt, das Publikum bedürfe der Anleitung, der wird keine vollkommen offene Diskussion anstreben, da er an deren Nutzen dann nicht glaubt.”
Nach diesem Bericht rissen die Gespräche ab. Dem ÖRR passte dieser Bericht, der die paternalistische Haltung entblößte, offensichtlich nicht. Wenn jedoch nicht plural berichtet wird, sondern lediglich die Meinung zu Wort kommt, die das Regierungsnarrativ stützt, ist es kein Journalismus, sondern Propaganda. In Sachverhalten, die an die Grundsubstanz unserer Demokratie gehen und das Leben jedes einzelnen so substantiell betreffen, kann dies nicht hingenommen werden. Der ÖRR benötigt eine grundlegende Reform, bei der kaum ein Stein auf dem anderen bleiben darf. Es muss transparenter werden und es braucht eine wirkliche demokratische Kontrolle.
Wer gut informiert sein will und gerade bei Sachverhalten mit massiven Auswirkungen auf das eigene Leben und die eigene Gesundheit ist beim Multipolar-Magazin besser aufgehoben als beim mit – notfalls zwangsweise eingetriebenen – Gebühren üppig finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Man erhielt die relevanten Informationen dort 3-4 Jahre früher und konnte damit eine belastbarere Entscheidung für sich und seine Familie treffen. Die Klage hinsichtlich der RKI-Dokumente hat einen fünfstelligen Betrag gekostet. Solche unabhängigen Medien finanzieren sich über die Zuwendungen der Leser und arbeiten für deren Information und nicht mit deren Gebührengeldern gegen sie. Unterstützen kann man Multipolar hier.
Hätte der öffentlich-rechtliche Rundfunk, den wir alle teuer bezahlen müssen, funktioniert wie er sollte, wäre uns zumindest der Exzess im Jahr 2021 erspart geblieben und wohl auch ein Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Nun wird es darauf ankommen, was der ÖRR daraus macht. Bleibt der Artikel eine Ausnahme, die nun auch noch verwässert wird oder wird der Aufarbeitung wenigstens ein Bruchteil der seinerzeitigen Panikberichterstattung eingeräumt, dass sie es über die Wahnehmungsschwelle schafft?
Erst wenn die Anzahl der Beiträge zu einem Thema die Schwelle von 1,5% der Gesamtzahl aller Beiträge überschreitet, wird das Thema wahrgenommen und von Menschen als relevant erachtet. Bei COVID herrschte ein Trommelfeuer an Berichterstattung von teilweise über 30% aller Beiträge. Das kann bei einzelnen Themen durchaus mal sein. Singulär ist aber, dass dies über 2 Jahre anhielt und die Wahrnehmungsschwelle überstieg. Beim RKI würde man wohl sagen: Es wurde hochskaliert.
Die aktuelle Aufarbeitung findet noch immer unter der Wahrnehmungsschwelle und nur an der Oberfläche statt. Man kann nur hoffen, aber dies auch berechtigterweise erwarten, dass die RKI-Dokumente einen Wendepunkt herbeiführen. Eigentlich müsste da auch einigen im ÖRR ein Licht aufgehen, wie auch sie hinter die Fichte geführt wurden mit all den einschneidenden Folgen auch für sich und ihre Liebsten.