Zum Inhalt springen
Startseite » Gemeinsam für Deutschland – unsortierte Gedanken

Gemeinsam für Deutschland – unsortierte Gedanken

Am Samstag, den 26. April 2025, fand nach den Versammlungen im März die zweite bundesweite Versammlung „Gemeinsam für Deutschland“ in allen deutschen Bundesländern statt. Der Journalist Martin Lejeune hat von der Veranstaltung in Berlin in einem Livestream berichtet, den ich mir gerade eben zu einem großen Teil angesehen habe. Dazu ein paar spontane ungeordnete Gedanken. 

Die große Frage, die im Raum steht: Ist es eine rechte Demo oder gar eine rechtsextreme? Die erste Frage dürfte schon allein an der Symbolik klar sein. Organisatoren aus dem rechten Umfeld werben mit schwarz-rot-goldenem Patriotismus für unser Land. Das ist zunächst einmal legitim, auch wenn das der handelsübliche Brandmaurer bereits an dieser Stelle empört zurückweisen mag. Die eigentlich Frage ist aber von dieser dümmlichen Ideologie einmal abgesehen: Geht es darüber hinaus? Finden sich also wie bei den Demos gegen rechts Antidemokraten, die man dort in Form eines vermummten schwarzen Blocks antrifft korrespondierend auch auf der anderen Seite? Und damit beginnt der wilde Ritt. Der Veranstalter weißt Martin Lejeune und die Versammlungsteilnehmer mehrfach darauf hin, dass die Teilnehmer alles ordentliche Jungs und Mädels seien, die ordentlich gekleidet seien. Da sei nichts rechts. Man wolle eine Demo machen, um endlich die Spaltung zu überwinden.

Kaum geht die Demo los, skandieren die Teilnehmer:

„Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen.“ 

„Antifa Hurensöhne.“ 

„Ost-, Ost-, Ostdeutschland.“ 

Die spaltenden Sprechchöre der Spaltungsüberwindungsdemo werden durch eine Ansage unterbrochen, nicht mit der Presse zu reden, die ausnahmslos Lügenpresse sei. Weiter geht es dann mit

„Hurra, hurra, die Deutschen die sind da.“

„Hipp, hipp, hurra! Hipp, hipp, hurra! Sieg ….“ (allgemeines Gelächter)

Der junge Mann wird später von der Polizei aus der Demo entfernt, möglicherweise sogar auf Veranlassung des Veranstalters. Das ändert jedoch nichts daran, dass ein Großteil der Teilnehmer daran keinen Anstoß nahm, sondern sich vielmehr amüsierte und in einem anderen Umfeld möglicherweise mitskandiert hätte. Die ordentlich gekleideten Jungs tragen, wie der Versammlungsleiter extra betont, keine Bomberjacken (und auch keine Springerstiefel, wobei naja vielleicht doch). Sie tragen stattdessen Londsdale, was in der Szene wegen der Buchstabenfolge im Mittelteil des Wortes beliebt ist. Viele tragen ausgesprochen ordentliche Seitenscheitel und überhaupt ist alles sehr schwarz-rot-gold. Das alles ist also auch nicht national und schon gar nichts rechts?

Mit der Presse wolle man nicht reden, denn das sei alles Lügenpresse – mithin auch ein freier Journalist, der auf seinem Youtube-Kanal die Interviews ungeschnitten zur Verfügung stellt. Insofern ist dieser ohnehin unsinnige Pauschalvorwurf erst recht unhaltbar. Man könnte die Gelegenheit nutzen, um seine Sicht auf die politische Lage zu teilen und seine Forderungen einem breiteren Publikum bekannt zu machen, aber das ist anscheinend gar nicht gewollt. Martin Lejeune versucht es weiter und fragt einen Versammlungsteilnehmer mit chirurgischer Maske, der ebenfalls ablehnt. Er trägt ein T-Shirt auf dem in bekannter Schriftart und grammatikalisch fast korrekt „Ruhm und Ehre dem deutschen Soldat“ steht, was auf einer Friedensdemo natürlich ausgesprochen passend ist. Da ich dachte, der Dativ sei wegen der Falten abgeschnitten, hatte ich in der Suchmaschine eingegeben, was ich lesen konnte. Die Suchergebnisse führten auf die Seiten „wehrmacht1945-de“ und „ostfront-versand-de“. Aber das muss natürlich nichts heißen.

Einer interviewten Dame wird es dann doch etwas unwohl, als sie danach gefragt wird, ob sich das nicht von den Querdenker-Demos unterscheidet, die sie besucht habe. Dort sei doch eine solche nationale und teils rechtsextreme Symbolik nicht zu erkennen gewesen. Erst da sieht sie sie sich die Teilnehmer genauer an. Zuvor hatte sie noch den Einsatzleiter der Polizei gefragt, warum denn am Einlass zur Demo (?!?) die möglichen Versammlungsteilnehmer von einer Teilnahme fast schon abgehalten werden, indem sie gefragt werden, ob sie wirklich zu der rechten Demo wollen. Das sei doch eine Friedensdemo. Das habe doch nichts mit rechts zu tun. Das ist genau das, was ich seit Jahren schreibe live und in Farbe. Die Grundrechte- und Friedensbewegung wurde so oft als rechts und Nazis betitelt, als Faschisten und – um sie so richtig unappetitlich und unberührbar zu machen – in Anlehnung an Holocaustleugner wahlweise Pandemieleugner oder Coronaleugner, dass diese ganzen Vorwürfe viel zu wenige mehr ernst nehmen, die auf solchen Demos waren und erlebt haben, dass dort überwiegend Menschen waren mit einem sehr breiten Spektrum an politischen Ansichten und zum großen Teil auch ehemalige Wähler von Grünen und Linken, die sich von diesen Parteien nach der partiell faschistoiden Coronapolitik und der Kriegstreiberei abgewendet haben. Jetzt scheint ihnen nicht einmal mehr in den Sinn zu kommen, dass es auch rechte Demos geben könne und sie mit Neonazis Seite an Seite marschieren könnten, weil man diese „haltlosen“ Vorwürfe ja kenne. Die Fähigkeit zu Differenzierung und der Abwehrmechanismus gegen extreme Kräfte egal von welcher Seite scheint bei vielen Schaden genommen zu haben wie das Immunsytem nach zu vielen Boostern. Bisweilen drängt sich der Eindruck auf, seit Jahren laufe eine Hyposensibilisierung gegen rechts auf der einen und die Immunisierung dagegen auf der anderen Seite, deren Früchte man nun erntet. Vielleicht sind die Früchte aber noch nicht ganz reif und wir werden noch überrascht sein, welch ungenießbare Früchtchen auf beiden Seiten da noch heranreifen. 

Eine andere Dame mit Querdenken-T-Shirt weist vehement darauf hin, dass sie nicht im Video auftauchen will, weil sie sich von dieser Demo distanziert habe, nachdem sie gesehen habe, in welcher Gesellschaft sie sich befände. Dem Einheitsbrei der Leitmedien ist dies egal. Dort wird wie nach der letzten Demo getitelt, dass auf einer Querdenker-Demo Rechtsextreme mitmarschierten oder gar federführend seien und in der Tat gab es teilweise wirklich unschöne Bilder. Aber es ist genau das, was zu der Verharmlosung führt, weil alles in einen Topf geworfen wird. Aus Sicht der Machtstrukturen inklusive ihrer Propagandaapparate erscheint dies natürlich sinnvoll. Gesellschaftlich ist es verheerend und stimmt schlichtweg auch nicht, wie man an der vehementen Reaktion der Dame sieht. 

Ich dachte schon, das alles wäre wild, aber jetzt wird es sogar noch ein Stück wilder – wenn auch auf einem anderen Niveau. Martin Lejeune trifft auf Karolin Preisler, die er zu kennen scheint, da er sie mit Du anspricht.

Die FDP-Politikerin Karoline Preisler wurde einer größeren Öffentlichkeit bekannt, weil sie in BILD-TV portraitiert wurde, wie sie ihre bedauernswerte 11-jährige Tochter wegen deren Corona-Erkrankung in häuslicher Quarantäne in ihrem Zimmer isolierte. Statt das arme kranke Kind in den Arm zu nehmen und zu trösten, kommunizierte sie mit ihm über ein Babyphone. Sie behauptete im Interview, ihrer Tochter gehe es gut und sie werde gehegt und gepflegt. Isolierung bedeute ja nur, dass sie alleine in ihrem Zimmer schlafe und wenn man sich auf dem Flur begegne, halte man Abstand und trage Masken und dies obwohl sie, wie sie selbst ausführt, genesen und geimpft sei – jedoch kämen „Impfdurchbrüche“ vor. Als ihr Mann und sie selbst krank waren, kommunizierten sie mit den Kindern über Facetime. Es macht sprachlos und sehr traurig und offenbart eine gewisse Radikalität, die andere in ihrem Auftreten auf Pro-Palästina-Demos wahrnehmen, auf denen sie alleine steht und ein Schild hochhält, das faktisch die barbarischen Zustände im Gaza-Streifen verharmlost und so die Demoteilnehmer unnötig und aus meiner Sicht in unanständiger Weise provoziert. Dafür wird sie jedoch als Heldin gefeiert. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als ginge es Preisler um Preisler. Die Konversation:

ML: „Wie wirkt diese Versammlung auf Dich?“

KP: „Das sind astreine Rechtsradikale.“

ML: „Hier sind auch Querdenker auf dieser Versammlung.“

KP: „Das passt.“

ML: „Mich überrascht auch, wo „die“ (sic!) Querdenker jetzt nach 5 Jahren angekommen sind schon so ein bisschen.“

KP: „Mich überhaupt nicht. Die waren schon während der Pandemie glasklare Antisemiten. Dass die jetzt hier eine Querfront bilden, wundert mich kein bisschen.“

So funktionieren Propaganda und Zersetzung. Millionen Menschen werden damit faktisch als Antisemiten und Rechtsextreme markiert und sind es in der öffentlichen Meinung selbst dann, wenn sie nicht einmal etwas mit „Querdenken“ zu tun hatten, denn das wäre zu viel der Differenzierung, die man von Anfang an nicht nur vermieden, sondern geradezu bekämpft hat. 

Einen kurzer Zwischenruf eines Demoteilnehmers, kann ich zwar nicht ernst nehmen, aber seine Frage, wo hier bitte Rechtsextreme wären, gewinnt in diesem Bild so an Unterhaltungswert, dass ich es als Bildschirmfoto einfüge.

Danach versucht Lejeune noch einmal mit Preisler ins Gespräch zu kommen, die aber grad keine Zeit hat, weil sie sich für das obligatorische Beweisfoto ihres heldenhaften Widerstands gegen Zustände, die sie vielleicht mit geschaffen hat, professionell ablichten lassen muss. Erst dann gibt es noch einmal Gelegenheit zum Gespräch, das ich aber lieber gerne überspringe und gehe zu Minute 1:05:00, die mir als Hinweis gegeben wurde. Dort wird Christian interviewt, der in einem eigenen „Querdenker-Block“ mitlief, weil er sich nicht wohl fühlte und auch eine vorbereitete Rede nicht halten wollte und sich von der Demo distanzierte. Hörenswert und auch gleichzeitig bedenkenswert, warum Martin Lejeune alle „Querdenker“ in einen Topf wirft. Er kritisiert den Propagandaerfolg der Rechtsextremen mit eigener Propaganda. 

Ich beende das an dieser Stelle. Es ist genug für einen ersten Eindruck und Preisler mit Rechtsextremen verhageln einem auch den strahlendsten Sonnentag. Ich werde den Text vermutlich mehrfach ergänzen, da ich einiges an Berichterstattung und Stellungnahmen der Veranstalter noch sichten möchte. Was jetzt nicht passieren sollte ist, dass sich noch mehr Menschen von Demos für Frieden und Grundrechte abhalten lassen, weil sie alles in einen Topf schmeißen, auch wenn das vielleicht das gewünschte Ergebnis interessierter Kreise sein sollte. Es gibt genug Angebote an Demos. Da findet jeder was und es gibt durchaus sehr viel Kritik an dieser Art von unfriedlichen Demos für den „Frieden“ aus den Reihen anderer Veranstalter. Und sonst kann man ja auch einfach selber etwas anmelden und dies so gestalten, wie man es sich selbst vorstellt. Doch, das geht. Ich spreche aus Erfahrung.

Wer meine Arbeit honorieren möchte, findet unter diesem Link ein paar Möglichkeiten zur Unterstützung zur Auswahl. Vielen Dank!

Noch ein paar abschließende Anmerkungen: 

1. Dies ist lediglich eine Schilderung meiner Eindrücke auf Grund der Sichtung von Videomaterial, Berichterstattung und Diskussionen. Ich war nicht vor Ort und kann daher nicht aus erster Hand berichten. Im Gegensatz zu den stets interessegeleiteten Berichten über regierungskritische Demos in den Leitmedien steht einem mittlerweile aber auch ein Livestream zur Verfügung, bei dem man teilweise sogar einen besseren Überblick bekommt als bei eigener Teilnahme. 

2. Ich habe kein Problem, wenn Rechte auf einer Friedensdemo mitlaufen und sich für Frieden einsetzen. Ich warne jedoch seit Jahren genau davor, dass Rechte und Rechtsextreme in die Lücken stoßen, die andere ihnen lassen. Die Bürgerrechtsbewegung und die Friedensbewegung wurden sturmreif geschossen, von den Leitmedien, weiten Teilen der Politik, selbsternannten „linken“ und „progressiven“ Kräften und schließlich auch aus sich selbst heraus. Was wir jetzt sehen, wundert mich nicht. Ich habe es oft genug prophezeit. Wie weit das geht und welche Folgen das hat, kann ich natürlich nicht beurteilen. Denkbar ist aber alles in der aufgeheizten und gerade von den „linken und progressiven“ Kräften verhetzten Stimmung gegen eine Minderheit, die nichts anderes tat, als sich für Grundrechte, Frieden und Demokratie einzusetzen. 

3. Es fällt auf, dass es ein komplett anderes Demoklientel ist als bei den maßnahmenkritischen Versammlungen oder aber bei Friedensdemos. Besonders fällt auf, dass es sehr viele junge Menschen anzusprechen scheint. Das ist ist etwas, was den zuerst genannten Bewegungen leider nicht gelungen ist. Eine Erklärung habe ich dafür noch nicht.

4. Mir ist klar, dass überall die Dienste ihre Finger im Spiel haben und auch der Verfassungsschutz hier vielleicht aktiv war. Natürlich gibt es ein massives Interesse der Machtstrukturen jede aufkeimende Regierungskritik möglichst im Keim zu ersticken und das geht in Deutschland sehr einfach und effektiv mit der Verortung nach rechts. Das aber als Begründung zu nehmen, um jede Kritik als nicht tragfähig abzutun, ist etwas zu sportlich, wenn es sich ganz offensichtlich um eine insgesamt sehr weit rechts stehende Versammlung mit mehreren hundert Versammlungsteilnehmern handelt. Dies war auch kein Einzelfall. Es passierte bereits bei der ersten Gemeinsam für Deutschland-Demo am 

Hier mein Post vom 26. März 2025 auf X und auf Telegram:

Was für ein Desaster, aber nicht überraschend. Meine Prognose seit Jahren.

Was mich jedoch schon bestürzt, ist der völlig vernebelte Blick mancher Demoteilnehmer. Die Mitte der Gesellschaft wurde in den letzten Jahren so oft von geschichtsvergessenen und der Propaganda hoffnungslos verfallenen Brandmaurern als Nazis tituliert, dass sie gelernt haben, diese groteske Diffamierung schulterzuckend zur Kenntnis zu nehmen. 

Blöd ist es nur dann, wenn dann auf einer (auch Friedens-?) Demo wirklich Rechtsextreme und offensichtlich gewaltbereite Hools mitlaufen und sich keiner daran zu stören scheint und das noch immer mit den Worten wegwischt: “Ja ja, schon klar, die alte Leier. Wir sind alle Nazis blabla.”

Egal wo das herkommt – es könnte auch gesteuert sein – aber dann muss man sich darum kümmern. Jetzt haben sie das, was sie wollten und die Bilder, die sie brauchten. Mehr wird kommen. Das wird nicht gut ausgehen.

Ich weiß schon, warum ich immer so eine klare Linie habe, wenn ich was organisiere. Es geht um die öffentliche Meinung, aber auch darum, mit wem ich glaubwürdig für Frieden und eine lebenswerte Gesellschaft eintreten kann. Die Versuche der Unterwanderung gab es schon immer und natürlich gab es immer Journalisten iwS, denen auch 1 für ihr geplantes Framing passende Fahne zur Diffamierung Zigtausender gereicht hat. Die Bewerbung dieser bundesweiten Großdemo ließ jedoch bereits etwas anderes erwarten. 

Nun konnte man relativ wirkungslosen Protest (auch noch für andere Ziele) einsammeln, weil es die Leute auf die Straße zog, NACHDEM der Trigger Schuldenpaket beschlossen war. VORHER, als noch Handlungsspielraum war, ließ sich kaum jemand mobilisieren (und “die Rechten” mobilisierten auch nicht). 

Die Leute scheinen es zu lieben, sich im Widerstand zu befinden, statt als Souverän die Leitlinien der Politik vorzugeben.

Wer meine Arbeit honorieren möchte, findet unter diesem Link ein paar Möglichkeiten zur Unterstützung zur Auswahl. Vielen Dank!

Nachtrag: Ich denke, ich muss gar nicht großartig etwas ergänzen, denn das war sogar Compact zu viel und das ist für sich selbst ja schon großartig.😅

Hörenswert ist auch hier nochmal der im Text erwähnte Christian, der einen sehr vernünftigen Eindruck macht und beweist, dass eben nicht, wie von Lejeune möglicherweise ungewollt insinuiert, die Grundrechtebewegung gemeinsame Sache mit Rechtsextremen macht.