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#zeroCovid

Am 12. Januar 2021 ging die Initiative #ZeroCovid an den Start. In den Leitmedien wurde sie wohlwollend aufgegriffen, so hier, hier und hier. Sie flankierte faktisch eine brachiale Coronapolitik von der linken Seite. Die vorgeschlagenen Maßnahmen waren untauglich, die Verbreitung des Virus einzudämmen, aber in höchsten Maße geeignet, der Restdemokratie, die unter 2020 bereits erheblich gelitten hatte, den Todesstoß zu versetzen. Denn eine absolute Kontrolle des Virus hätte eine totale Kontrolle der Bevölkerung bedeutet. Die Initiativen noCovid und zeroCovid hätten denknotwendig in den Totalitarismus führen müssen.

Interessant ist zunächst der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Die Impfkampagne ging gerade los und es erwies sich als (weitere) Lüge, dass dann Normalität einkehren könne. Es reihte sich ein in eine ganze Kette aus Lügen, angefangen mit flatten the curve, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Was sich harmlos anhört, bedeutete in der Konsequenz, Menschen auf zum Teil extrem beengten Verhältnissen einzusperren, Geschäfte dicht zu machen bis hin zur Geschäftsaufgabe, jedoch im Gegenzug Kranken die notwendige Behandlung zu verweigern. Der Frosch wurde Anfang 2020 in den Kochtopf geschmissen und die Temperatur sukzessive hochgedreht. In diesen Kontext passt zeroCovid, das zu dem Zeitpunkt eigentlich überflüssig gewesen wäre. Denn wenn die Risikogruppe ein Impfangebot erhalten hätte, würden die Maßnahmen enden. So hieß es nach weiteren Verschiebungen der Messlatte.

Auch dies war eine Lüge. Wir wissen, dass die Temperatur im Kochtopf im Laufe des Jahres 2021 weiter hochgedreht wurde. Danach wurde die Grenze nach oben verschoben. Alle Erwachsenen sollten ein Impfangebot erhalten haben. Danach kamen die Kinder und Jugendlichen an die Reihe und schließlich wurde aus dem mafiösen Angebot eine Pflicht zum Booster, wollte man seine Existenz erhalten und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Im Winter 2021/22 kam es zu diesem Exzess und zur größten systematischen Ausgrenzung seit dem Bestehen der BRD, zur Lüge der Pandemie der Ungeimpften. Grüne und SPD wollten noch mehr. Sie liebäugelten mit der allgemeinen Impfpflicht. Nur gewaltiges zivilgesellschaftliches Engagement konnte Schlimmeres verhindern.

Die zeroCovid-Initiative ist als Wegbereiter dieser Zustände zu sehen. Das offizielle Narrativ wurde bestätigt und verstärkt und es wurde sogar noch weit, weit darüber hinausgegangen, so weit, dass es eigentlich den Verfassungsschutz auf den Plan hätte rufen müsste. Eigentlich. Die Petition wurde jedoch in den entsprechenden gesellschaftlichen Kreisen als legitim angesehen, ja gar als erwünscht.

Inhaltlich wartet diese Petition mit einer Wirklichkeitsverzerrung auf, die zumindest aus heutiger Sicht noch weit, weit mehr Kritiker teilen dürften. So wird von Millionen Infektionen und zigtausenden Toten geschrieben – als man jedoch noch immer keine richtige Datenerfassung machte. Als man nicht validierte Tests verwendete. Als man immer noch nicht zwischen Toten an und mit Covid unterschied. Damals war das eine Kritik, die im Besten Fall ungehört verhallte. Sie konnte aber auch zum Verlust der Existenz führen.

Ziel der Petition war es, die Infektionen auf Null bringen, wie andere Länder das bereits erfolgreich vorgemacht haben sollen, um alle Infektionen wieder verfolgen zu können. Ja, so steht das da drin. Man mag das wirklich kaum mehr glauben. Auch deshalb ist es wichtig an diese Petition zu erinnern und sich richtig zu erinnern. Es gab nur Ausnahmeländer wie Neuseeland, die mit ihrer Insellage die Möglichkeit hatten, eine so rigide Abschottungspolitik zu fahren. Wer die Entwicklung in Neuseeland verfolgt hat, würde dies wohl kaum nachahmenswert finden.

Man forderte einen solidarischen Shutdown – dieses Mal auch für die Wirtschaft, denn so einen richtigen Lockdown hätten wir ja anscheinend nie gehabt. Die verlorenen Existenzen und alle Unternehmer, die aktuell von Rückforderungen der Coronabeihilfen betroffen sind, die für die rechtswidrige Schließung ihrer grundrechtlich geschützten Geschäftsbetriebe unter komplexen und teuren Bedingungen ausbezahlt wurden, dürften mit dem Kopf schütteln. Diese Pause sollte so lange dauern, bis die oben genannten Ziele erreicht sind.

Man muss es so deutlich sagen. Es war eine Petition der Laptop-Klasse, die gemütlich vom heimischen Garten aus arbeiten konnte, während sie von denen bedient wurde, die mit zwei Jobs versuchten, ihre Familie durchzubringen, die zu Hause zu fünft auf 60 Quadratmetern saß. Zeit, Wissen und sprachliche Kenntnisse, die Kinder in unterschiedlichen Jahrgangsstufen im Homeschooling zu unterrichten, waren nicht vorhanden. Geld für die notwendigen elektronischen Geräte ebensowenig und Rückzugsmöglichkeiten zum Lernen erst recht nicht.

Die Laptop-Klasse wünschte mehr davon. Als gesellschaftliche Solidarität mit ihrer eigenen irrationalen Angst. Denn längst war klar, dass das Coronavirus nicht annähernd so gefährlich war, wie man uns glauben machen wollte und wozu extra Strategiepapiere geschrieben werden mussten, um Urängste zu erwecken, die die Menschen steuerbar und gefügig machen sollten. Im Sterbegeschehen jedenfalls war davon nichts Außergewöhnliches zu entdecken und gerade bei den jungen Menschen so gut wie gar nichts. Was diese besonders guten Menschen, die immer mehr Solidarität forderten und dabei gigantische Schäden unter Kindern und Jugendlichen anrichteten, stets zu vergessen schienen: Auch Kinder- und junge Menschen haben Grundrechte, in die man nicht so leicht hineinregieren können sollte.

Das Papier enthält in der Tat sogar ein paar Träumereien von einer anderen, vielleicht lebenswerteren Gesellschaft, aber wie das alles umgesetzt werden soll, davon steht da natürlich nichts. So steht dort:

„Das Profitstreben im Gesundheits- und Pflegebereich gefährdet die kollektive Gesundheit. Wir verlangen die Rücknahme bisheriger Privatisierungen und Schließungen. Die Finanzierung von Krankenhäusern über Fallpauschalen sollte durch eine solidarische Finanzierung des Bedarfs ersetzt werden.“

Schöne Forderungen, aber halt nicht im Rahmen einer Petition, die Machtstrukturen stärkt und regionale, gemeinwohlorientierte Wirtschaftsstruktruren vernichtet. Dieser Blick auf die Gesamzusammenhänge schien jedoch zu komplex gewesen zu sein. Es war anscheinend einfacher, den Blick auf ein winziges Virus zu richten als auf große Zusammenhänge. Das hält zum Teil bis heute an.

Ziffer 4 fordert den Wegfall des Patentschutzes und die Anerkennennug von Impfstoffeen als Gemeingut. Das ist im besten Falls als süß zu bezeichnen, in Wirklichkeit aber vermutlich eher als hoffnungslos naiv. Die sog. Impfstoffe dienen einem anderen Zweck als Menschen gesund zu erhalten und wie sollen sie den erfüllen, wenn man damit nicht hunderte Milliarden scheffeln dürfte. Es sei denn, die sog. Impfstoffe dienen einem Zweck, den mancher annimmt, nämlich der Regulierung der Überbevölkerung. Dann wäre aber diese Forderung erst recht perfide. Außer aus Sicht der beteiligten Klimaaktivisten. Zero Covid hätte zu Ende gedacht eine dystopische Überwachungsgesellschaft bedeutet und so lässt einen der letzte Absatz der Petition ratlos zurück:

“Es gibt keinen Gegensatz zwischen Gesundheitsschutz und Pandemiebekämpfung einerseits und der Verteidigung demokratischer Rechte und des Rechtsstaats andererseits. Demokratie ohne Gesundheitsschutz ist sinnlos und zynisch. Gesundheitsschutz ohne Demokratie führt in den autoritären Staat. Die Einheit von beidem ist der entscheidende Schlüssel zu einer solidarischen ZeroCovid-Strategie.“

Wir müssen damit rechnen, dass diese Menschen noch immer in dieser kognitiven Dissonanz gefangen sind, die auf anderen Wegen Auflösung sucht als den Naheliegendsten.
Einen der besten Texte dazu kurz nach Erscheinen der Petition hat Karl Reitter auf Telepolis veröffentlicht.

Von einem differenzierten Blick auf die Dynamik der kapitalistischen Ökonomie angesichts der Covid-19-Maßnahmen ist aber keine Spur. Die Möglichkeiten für das Avantgardekapital, die sozialtechnischen Umwälzungen weiter voranzutreiben, werden nicht erkannt und nicht verstanden.“

Man konnte also mehr erkennen, wenn man wollte und dafür offen war. Man muss davon ausgehen, dass dies bei vielen der Protagonisten noch immer nicht der Fall ist. 3 Jahre nach Erscheinen dieser Petition wäre eine Möglichkeit, endlich die so wichtige Aufarbeitung zu beginnen. Die Protagonisten könnten dabei bei Ihrem eigenen Wirken ansetzen.

England und die dortigen Mitstreiter, auf die man sich bezieht, waren schon 2021 weiter. Ein paar Monate nach Erscheinen der deutschen Petition rief man dort den FreedomDay aus. In Deutschland startete das autoritäre Regime mit linker Flankendeckung da erst so richtig durch. Wer diese Flanke bildete und immer wieder bildet, ist erstaunlich. Dieselben Akteure finden sich immer wieder bei staatstragenden Forderungen. Ganz aktuell beispielsweise zum Verbot der AfD nach einer „Recherche“ von Correctiv. Es lohnt daher ein Blick auf die Erstunterzeichner, von denen einige im Folgenden noch genauer vorgestellt werden.

Zunächst einmal finden sich darunter haufenweise Menschen aus den Gesundheitsberufen. Auf die will ich aber nicht näher eingehen. Sie haben ganz offensichtlich weder auf Gesundheit noch auf Demokratie oder eine lebenswerten Gesellschaft einen Gesamtblick, wie er erforderlich sein sollte, wenn man einen solchen Fels ins Rollen bringt. Es wirkt grotesk, wenn sich darunter Gruppen wie Kritische Mediziner*innen Berlin und Kritische Medizin Köln wiederfinden. Man fragt sich, wo der kritische Blick gewesen sein soll.

Ein Experte soll jedoch ganz besonders hervorgehoben werden, da er sich in der Coronakrise immer wieder als Verteidiger des Narrativs hervortat, besonders, wenn es um die sog. Impfung ging: Emanuel Wyler, Molekularbiologe, Berlin. Der X-Account @Quo_vadis_BRD griff ihn in einem Thread erst kürzlich auf, den der Verein Kinderrechte Jetzt eV auf seinem Blog für Externe zugänglich gemacht hat. Die darin angesprochene Kritik am DNA-Gehalt der sog. Impfstoffe musste er kurz darauf relativieren. Der X-Account Corona-Realism kommentierte dies entsprechend: “Von „es kann gar keine Spätfolgen geben bei Impfstoffen, die werden ja gleich abgebaut“ zu „Ok die DNA-Rückstände könnten Anti-Tumorgene zerstören und da wächst dann halt Jahre später Krebs, aber das wären dann Einzelfälle.“ (Eingeständnis von Hardcore-Vakzinist @ewyler).” Über Jahre wurden auch die massivsten Sicherheitssignale der sog. Impfung, die eigentlich eine Transfektion ist, klein geredet, mit verheerenden Folgen, wie wir nun wissen, auch wenn diese immer noch kleingeredet werden. Das sind die sog. Experten von denen keine Kritik kam. Aus welchen Gründen auch immer.

Diese Kritik dürfen sich auch Fachfremde herausnehmen. Lange genug wurden die Stimmen von „Nichtexperten“ verächtlich gemacht. Sie hätten sich nicht äußern dürfen. Als ob sich das Virus in einem luftleeren Raum bewegte und nicht in einer höchst komplexen Gesellschaft. Nicht einmal Fachleute wurden jedoch gehört, sobald sie sich aus dem erlaubten Meinungskorridor herausbewegten. Bastian Barucker startete bereits 2020 eine Petition, um Meinungspluralität zumindest im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu erreichen. Mit einer Vielzahl und Ausgewogenheit von Stimmen und Meinungen hätten sich die Zuseher ihre eigene Meinung bilden können. Die schlimmste Entwicklung hätte bereits 2020 gestoppt werden können. Diese Pluralität gab es nicht. Stattdessen ein Trommelfeuer der Angsterzeugung.

Auch zu dem oben genannten Punkt der angeblich einzig gültigen Expertenmeinung hat Bastian Barucker erst kürzlich auf X (vormals Twitter) Stellung genommen.
„Das höre ich so oft. Daher mal ein paar Worte dazu. Jeder Mensch kann sich in ein Fachgebiet einlesen, es autodidaktisch erschließen und Artikel und Studien lesen. Das tue ich bezügliche Corona intensivst seit vier Jahren. Fachfremde haben dabei oft den weniger eingefahrenen, frischeren Blick und daher ist ein interdisziplinärer Austausch vielerorts sehr geschätzt. Ich habe selber schon viele Male Hinweise von weitaus weniger erfahrenen Menschen in meinem Fachgebiet bekommen und durfte feststellen, dass sie etwas bemerkten, was mir entgangen war, weil ich betriebsblind geworden war. Hätte ich sie vom Diskurs ausgeschlossen, hätte ich wichtige Erkenntnisse verhindert und meinem Wissensgebiet geschadet! In der Medizin, so scheint es mir, wird absichtlich ein komplexes Konstrukt aufgebaut, um den Laien den Zutritt zur Evidenz zu verwehren. Das machen vor allem die Menschen, die weiterhin an der eminenzbasierten Medizin festhalten wollen. Ich verstehe Wissen und Forschung aber als Teil einer offenen Gesellschaft, in der alle Menschen ihr Wissen teilen und mitreden dürfen. Gute Ideen und kluge Fragen können sich überall verstecken. Speziell in diesem Fall ist diese Sache gar nicht so komplex. Eine Impfung soll einen höheren Nutzen haben, als sie schaden kann. Das müsste mithilfe einer RCT-Studie (randomized controlled trial statt Modellierung) über einige Jahre sehr leicht nachzuweisen sein, in dem man beide Gruppen (Placebo vs. Impfung) vergleicht und dabei nicht nur Antikörper misst, sondern ihren ganzheitlichen Gesundheitszustand auswertet und eng überwacht. Das inkludiert (Gesamtsterblichkeit, Erkrankungen, Lebenserwartungen, etc…). Das zu messen und sauber zu publizieren erscheint machbar und auch für interessierte Laien les- und verstehbar. Da es diese Studien für viele Impfstoffe nicht gibt und die RCT für Biontechs-Comirnaty kein positives Nutzenprofil aufweist, darf auch ich dazu Fragen und Meinungen haben. Wenn jemand so viel Expertise hat, müsste er ohne viel Aufwand die aussagekräftigen Studien verlinken und Fragen beantworten können. Bei Herr Sander ist das nicht der Fall. Daher dürfen auch Wildnispädagogen, Fensterputzer, Bäcker, Erzieherinnen und KFZ-Mechaniker Fragen stellen und begründete Meinungen vertreten. Außerdem bezahlen wir das RKI und damit auch die Arbeit der STIKO. Wenn Wissenschaftler nicht bereit sind mit der Öffentlichkeit in Austausch zu gehen und ihren Standpunkt fundiert und verständlich darzulegen, dann erweckt das den Anschein, dass entweder das nötige Wissen fehlt oder eine Art Überheblichkeit vorherrscht, die davon ausgeht, dass der Pöbel das eh nicht versteht. In einer Demokratie braucht es aber aufgeklärte Bürger und transparente und vor allem öffentliche Regierungsberatung. Daher beißt sich Diskursverweigerung mit demokratischen Werten. Ich hoffe das erklärt, warum ich mir eine begründete Meinung zutraue und gleichzeitig gerne bereit bin, diese zu ändern, wenn mir jemand gute Argumente liefert.“

Es ist wichtig, dies im Kopf zu haben, wenn wir nun zu den bekannteren Erstunterzeichnern der zeroCovid-Petition kommen. Denn bei diesen handelt es sich ebenfalls nicht um Fachleute. Über die gesamte Pandemie hinweg wurden deren Stimmen gehört, wenn sie nur dem gewünschten Narrativ entsprachen. Sie wurden sogar verstärkt und verbreitet und sie wurden mit Preisen bedacht. Künstler, die die richtige Meinung hatten durften – wie etwa die Ärzte – sogar in der Tagesschau auftreten. Nena, die sich bei Demonstranten in Kassel bedankt hatte, sollte hingegen gesellschaftlich vernichtet werden. Das war die Situation. Hier eine Auswahl der Fachfremden Erstunterzeichner der Petition:

Luisa Neubauer, Klimaaktivistin, Berlin, Dr. Tadzio Müller, Klimagerechtigkeitsaktivist und Sexworker, Berlin. Luisa Neubauer muss man wohl nicht gesondert vorstellen. Tadzio Müller ist bspw. auch Mitinitiator von Ende Gelände und Klimaaktivist erster Stunde mit einer nicht unbeträchtlichen Reichweite. Absurd mutet dabei an, dass Klimaaktivisten den Spruch „Follow the Science“ vor sich hertragen, in der Coronakrise jedoch antiaufklärerische und wissenschaftsfeindliche Positionen vertraten. Wenn man dann noch den demokratiefeindlichen Inhalt dieser Petition hinzuaddiert, muss einem die Entwicklung des Klimaaktivismus der letzten Jahre schon mit Sorgen machen.

Mario Sixtus, Filmemacher und Autor, Berlin, Ferat Ali Kocak @der_neukoellner, antirassistischer und antifaschistischer Aktivist, Emily Laquer, Aktivistin, Hamburg, Stephan Anpalagan, Journalist, Wuppertal, Natascha Strobl, Politikwissenschafterin, Wien, Julia Schramm, Politikerin und Autorin, Berlin, Anne Roth, Politologin, Netzpolitik-Referentin, Berlin. Sie alle kann man vielleicht am Besten als Meinungsmacher aus dem vermeintlich linken Lager bezeichnen, wobei diese Positionen nur vermeintlich links sind. Die ehemals Linken haben in der Coronakrise autoritäre bis rechte Positionen entwickelt.

Ähnliches gilt für zahlreiche andere Akteure, die man dem linken Lager zurechnen konnte und die dadurch gerade im links-grünen Teil der Gesellschaft für Unterstützung werben konnten:
Jean Peters, Aktivist, Berlin, Solidarität statt Verschwörungsdenken München, GEW Betriebsgruppe der Max Brauer-Schule Hamburg, Alice Romoli, Aktivistin (Peng!), Interventionistische Linke, Seebrücke – schafft sichere Häfen!, Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Gesundheit der Partei DIE LINKE im Landesverband Hamburg, Linksjugend [`solid].

Besonders herausgreifen kann man noch Julia Reda (nunmehr Felix Reda), Politikerin, Aktivistin, Freiheitsrechte.org, Berlin. Die Gesellschaft für Freiheitsrechte gibt sich auf ihrer Homepage kämpferisch. Sie sucht Freedom-Fighters als Unterstützer. Laut Selbstbeschreibung nutzen sie „strategische Gerichtsverfahren und juristische Interventionen, um Demokratie und Zivilgesellschaft zu fördern, Überwachung und digitale Durchleuchtung zu begrenzen und für alle Menschen gleiche Rechte und soziale Teilhabe durchzusetzen.“ Felix Reda selbst ist aufgeführt in der Kategorie „Schwerpunkt Starke Grundrechte für eine lebendige Demokratie“.

Das klingt schön in der Theorie. In der Praxis jedoch wollte man nicht einmal erkennen, dass es im Winter 2021 bereits so weit ging, dass Menschen der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen massiv erschwert wurde mit den Bestrebungen, ihn ganz zu verwehren. Das veranlasste sogar eine Fachgesellschaft zu einer entsprechenden Stellungnahme mit dem Titel “SARS-CoV-2 Impfstatus darf nicht Grundlage einer medizinischen Behandlungsentscheidung sein” (Downloadlink). Man wolle sich dies ansehen, ließ die GFF auf X wissen.



Schaut man sie die maßgeblichen Akteure innerhalb der GFF an, kann man kaum mehr verwundert sein. Der Vorstandsvorsitzende ist, wie er in seinem Podcast “Lage der Nation” auch immer wieder reichweitenstark wiederholt und herausstellt, der Jurist Dr. Ulf Buermeyer. Laut Selbstbeschreibung auf der Homepage war er „mehr als zehn Jahre als Richter des Landes Berlin tätig und zuletzt als Referent an die Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung abgeordnet, wo er das Transparenzsystem für Funkzellenabfragen in Strafverfahren entwickelt hat. Während einer Abordnung an das Bundesverfassungsgericht war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Dezernaten von Prof. Dr. Winfried Hassemer sowie Prof. Dr. Andreas Voßkuhle tätig, später war er zwei Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter des Berliner Verfassungsgerichtshofs. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit liegen im Verfassungsrecht sowie im Strafrecht, Strafprozess& Strafvollzug. Von der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt/Main wurde er mit einer Arbeit über “Informationelle Selbstbestimmung im Strafvollzug” promoviert. 2013/2014 erwarb er an der Columbia Law School in New York City einen LL.M. Ulf Buermeyer ist Fellow des Center for Internet and Human Rights an der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder) und Lehrbeauftragter der Freien Universität Berlin. Gemeinsam mit dem Journalisten Philip Banse gestaltet er den wöchentlichen Politik-Podcast Lage der Nation.“ Man ist fassungslos, wie es ein Jurist mit dieser Vita zu den folgenden Aussagen auf X bringen konnte (weitere Bilder am Ende des Artikels):


Er gibt ein gutes Bild für die Denkweise dieser Gesellschaftsschicht ab, die in Sachen Covid reichweitenstark diese Schicht beschallte und sich in ihrer Sichtweise selbst bestärkte. Wozu es eine solche Gesellschaft mit Freiheitsrechten denn überhaupt braucht, mag man sich als kritischer Mensch nach den vergangenen vier Jahren wohl zu Recht fragen.

Es hört sich jedoch ganz auf, wenn sich Journalisten ganz offen und unverblümt in die Riege der Aktivisten einreihen und ihre Rolle als Berichterstatter verlassen: Gilda Sahebi, Journalistin, Berlin, Georg Restle, Journalist, Margarete Stokowski, Autorin, Berlin, Teresa Bücker, Autorin, Berlin, Michael Seemann, Autor, Berlin, Linus Neumann, Podcaster Logbuch:netzpolitik, IT-Consultant, Berlin. Sie fielen teils als Vertreter der sog. Impfung auf, warben teils für eine Impfpflicht und standen sogar im Falle von Margarete Stokowski dem Bundesgesundheitsminister als mahnendes Beispiel für einen Furchtappell zur Verfügung. Sie stellte sich im Rahmen der Boosterkampagne als Negativbeispiel dar, weil sie an LongCovid erkrankt sei. Obwohl mehrfach gespritzt. Man konnte Fragen haben. Viele hatten diese nicht. Der ÖRR-Journalist Georg Restle macht keinen Hehl daraus, dass er sich auch als Aktivist für die gute Sache versteht. Gilda Sahebi zeigt sich derzeit bestürzt über die Recherchen zur AfD.

Dass sie selbst mit ihrem Aktivismus der AfD als einzig maßnahmen- und impfkritischer Partei erst mit zu dieser Größe verholfen und Menschen – und zwar ganz konkret – in ebendiese verzweifelte Lage gebracht hat, in der sie sich derzeit wähnt, wird sie vermutlich nicht verstehen. Das alles ist Sinnbild für eine gigantische Medienkrise, ohne die wir die Coronakrise nicht ansatzweise in dieser Intention erlebt hätten.

Ein Akteur verdient es, besonders hervorgehoben zu werden, denn er ist nicht nur Journalist, sondern man muss ihn wohl als Aktivisten bezeichnen, der noch mehr macht als andere. Er arbeitet mit Methoden, wie man sie aus anderen deutschen Regimen kennt. Matthias Meisner, Journalist und Buchautor, Berlin schreibt unter anderem für den Hass verbreitenden Blog „Volksverpetzer“ und arbeitete im LibMod-Projekt Gegneranalyse konkret an der Diskreditierung der Nachdenkseiten. Die Nachdenkseiten nehmen insbesondere auch zu geopolitischen Themen wie dem Ukraine-Krieg eine kritische Rolle ein. Um zu wissen, warum ein solches Projekt inmitten einer Medienkrise angegriffen wird, lohnt sich ein Blick auf LibMod und die Akteure Ralf Fücks und Marieluise Beck, die man wohl getrost als Falken bezeichnen könnte. Zur weiteren Information über dieses Netzwerk sei dieser Artikel mit seinen zahlreichen Verlinkungen empfohlen.

Zero Covid hat zur größten gesellschaftlichen Verwerfung in der Geschichte der BRD einen Anteil geleistet. Es wurden Menschen geschädigt und sind an den Folgen der Maßnahmen inklusive der sog. Impfung verstorben. Das und die immer wieder auftretende geballte Wucht reichweitenstarker Akteure und Medien gilt es im Blick zu behalten und die Tragweite zu verdeutlichen.

Nachtrag 14.5.24: Eine tiefergehende Recherche findet sich hier: https://www.dersandwirt.de/corona-aufarbeitung-zero-covid/ (Das darin empfohlene Buch von Krailinger/Wolf/Zeller habe ich mir bestellt. Für € 2,32 und damit dreifach so teuer wie Ugurs Projekt Lightspeed. Scheint alles nicht mehr ganz so gut zu gehen.